Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 772
DOI: 10.1055/s-0038-1667611
Beiträge am Mittwoch, 12.09.2018
Vorträge
Migration und Gesundheit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einsatz partizipativer Methoden in einer epidemiologischen Studie mit Migrantinnen und Migranten aus Sub-Sahara Afrika aus Sicht der Beteiligten

C Santos-Hövener
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
,
C Koschollek
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
,
V Bremer
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Im Rahmen der Studie zu sexueller Gesundheit mit Migrant/innen aus Sub-Sahara Afrika (MiSSA-Studie) wurden Methoden der partizipativen Gesundheitsforschung (PGF) eingesetzt. So haben Community-Mitglieder und andere Akteure das Studiendesign mitentwickelt und Peer Researcher die Datenerhebung durchgeführt. Ziel dieses Beitrags ist die qualitative Evaluation des Einsatzes von PGF während der MiSSA-Studie mit Community-Mitgliedern und Vertreter/innen anderer beteiligter Akteursgruppen.

Methoden:

Um die Erfahrungswerte, Erfolge und Herausforderungen von PGF im Rahmen der MiSSA-Studie zu erfragen, fanden vier parallele Arbeitsgruppen statt, in denen jeweils ein/e Studienkoordinator/in, Peer Researcher, Vertreter/in aus dem öffentlichen Gesundheitsdienst, der Wissenschaft und der Bundesebene vertreten war. Moderiert wurden die75-minütigen leitfadengestützten Diskussionen durch ein Community-Mitglied und eine RKI-Mitarbeiterin. Protokolle wurden kommunikativ validiert und ausgewertet.

Ergebnisse:

Durch den Einsatz von Peer Research konnte ein guter Zugang auch zu vulnerablen Gruppen innerhalb der Communities garantiert und die Akzeptanz gegenüber der Studie erhöht werden. Als Herausforderung wurden u.a. die durch die Zusammenarbeit im Rahmen der Studie erweckte Erwartungshaltung und die Fortführung der initiierten Prozesse gesehen. Eine Bedingung für partizipative Forschung war die Mitbestimmung Beforschter und anderer relevanter Akteure in ALLEN Phasen des Forschungsprozesses.

Schlussfolgerungen:

Der zentrale Unterschied zwischen gängigen epidemiologischen Methoden und einer „partizipativen Epidemiologie“ ist die Einbindung der Beforschten in alle Phasen des Forschungsprozesses. Unsere Erfahrungen zeigen, dass dieses Vorgehen von Beforschten und anderen Akteuren begrüßt wurde, und dass der Zugang zur sowie die Akzeptanz durch die Community verbessert wurde. Es wurde aber auch klar, dass die Etablierung nachhaltiger Strukturen im Rahmen der Forschungsplanung mitbedacht werden muss.