Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(05): A9
DOI: 10.1055/s-0038-1645917
Poster
Postersession 3: Geburtshilfe I
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Berufsgruppenspezifisches Risiko für eine Infektion mit Q-Fieber – wie gefährdet sind Hebammen und Ärzte im Kreissaal tatsächlich?

K Künzer
1   Klinik für Kinder und Jugendpsychiatrie, Universitätsklinikum Jena
,
U Moog
2   Thüringer Tierseuchenkasse, Jena
,
K Boden
3   Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinikum Jena
,
T Groten
4   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
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Publication History

Publication Date:
11 April 2018 (online)

 

Fragestellung:

Q-Fieber ist eine durch Coxiella burnetii verursachte Infektion, die zu den klassischen Zoonosen gehört. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt meist durch das Einatmen von Staub oder Aerosolen, in denen Coxiella burnetii in Form einer extrem umweltresistenten extrazellulären Überlebensform vorliegt, die eine hohe Infektiösität hat. Die Erkrankungssymptome reichen von asymptomatisch bis schwer. Q-Fieber kann chronifizieren und auch letal sein. Infizierte Tiere, meist Schafe und Ziegen, scheiden den Erreger in besonders hoher Konzentration über die Nachgeburt im Rahmen der Niederkunft aus. Die großen humanen Ausbrüche der letzten Jahrzehnte wurden fast ausschließlich im Rahmen von Bauermärkten beschrieben, auf denen es zu Ablammungen kam und eine räumliche Nähe von Mensch und Tier bestand. In der Literatur sind Fallbeispiele beschrieben, bei denen Geburtshelfer nach Entbindung von infizierten Schwangeren schwer an Q-Fieber erkrankten. In Deutschland gelten deshalb strikte Hygienevorschriften, die für eine Entbindung von Patientinnen mit Coxiella burnetii Nachweis das Tragen Schutzkittel und Mund-Nasen-Schutz vorschreibt. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es die Seroprävalenz von Antikörpern gegen Coxiella burnetii bei verschiedenen Berufsgruppen mit Kontakt zu Geburtsprodukten zu untersuchen.

Methodik:

Durchgeführt wurde eine Querschnittsstudie an insgesamt 77 Schäfern, 14 Rinderhaltern, 74 Tierärzten, 17 Tierärzten mit Behördentätigkeit und 68 in der Geburtshilfe Tätigen sowie 92 Blutspendern als Kontrollgruppe.

Ergebnisse:

In den Berufsgruppen mit Tierkontakt zeigte sich eine hohe Seroprävalenz von 64 – 77%, in der Kontrollgruppe lag diese bei 2,2%. Bei den Geburtshelfern und Hebammen konnte in keinem Fall ein Antikörpernachweis erbracht werden.

Schlussfolgerung:

Ein berufsgruppenspezifisches Risiko für eine Infektion mit Q-Fieber konnte für Berufsgruppen mit Tierkontakt nachgewiesen und für Geburtshelfer ausgeschlossen werden. Die strengen Hygienevorschriften in Bezug auf Q-Fieber sollten reevaluiert werden.