Gesundheitswesen 2018; 80(04): 394-395
DOI: 10.1055/s-0038-1639235
VORTRÄGE
Interaktives Poster
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Crowdsourcing zur Schließung der Lücke zwischen Wissenschaft und Public Health (Austausch WIPH)

B Schauer
1   Universitätsmedizin Greifswald Institut für Community Medicine / SHIP-KEF, Greifswald, Germany
,
P Tinnemann
2   Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen Referent für Öffentliche Gesundheit und Sozialpsychiatrie, Düsseldorf, Germany
,
U Teichert
3   Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen, Leitung, Düsseldorf: Germany
,
M Otto
4   Kinderumwelt gGmbH Uminfo, Georgsmarienhütte; Germany
,
A Buyx
5   Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Institut für Experimentelle Medizin, Kiel, Germany
,
B Prainsack
6   King's College London Abteilung für globale Gesundheit & Sozialmedizin, London, England
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Publication History

Publication Date:
11 April 2018 (online)

 

Seit über 20 Jahren wird ein One Health Ansatz propagiert, um die Bekämpfung und Prävention zoonotischer Infektionskrankheiten zu stärken. Kulturelle Unterschiede zwischen Wissenschaftlern (WI) und Public Health (PH) Vertretern, institutionelle Barrieren und eine unzureichende Translation von Erfahrungen und Erkenntnissen zwischen Wissenschaft und Public Health (beidseits) können eine effektive Zusammenarbeit limitieren. Ein Austauschforum mit Crowdsourcing-Charakter, integrierter Suchdatenbank und Anwendung innovativer Medien wurde vorgeschlagen, um die Interkationen zwischen Vertretern des Öffentlichen Gesundheitsdiensts (ÖGD) und Öffentlichen Veterinärwesens (ÖVW) sowie der Wissenschaft zu steigern und mögliche Barrieren zu reduzieren. Diese Initiative sowie bisherige Einschätzungen verschiedener Zielgruppenvertreter werden vorgestellt mit dem Ziel weiteres Feedback einzuholen.

Crowdsourcing zielt darauf ab, die kollektive Intelligenz der teilnehmenden Gruppen zu steigern. Anstatt nur ein Forum bereitzustellen ist eine kostenlose Mitgliedschaft an einen freiwilligen Beitrag von mindestens 20 Minuten pro Monat gebunden (Alternative: Unkostenbeitrag). Mitglieder können zum Beispiel Fragen stellen/kommentieren (WI, PH), Weiterbildungs- und Forschungsbedarf anzeigen (PH), wissenschaftliche Ergebnisse oder Vorhaben zur Diskussion stellen (WI) oder Arbeitsgruppen bilden. Freiwillige Netzwerk-Promotoren rekrutieren externe Experten, falls Informationsbedarf nicht über Mitglieder abgedeckt werden kann. Ein Moderator koordiniert Beiträge und stellt monatlich ein Diskussionsthema und eine Literaturübersicht vor. Die Suchdatenbank ist ein wertvolles Tool, um laufende und zukünftige Vorhaben zu informieren (z.B. Forschung, Weiterbildung). Innovative Medien werden genutzt, um Informations- und Weiterbildungsbedarf gezielt zu adressieren. Im Rahmen einer Bedarfsanalyse werden zunächst Bedarf, Nutzungsbereitschaft und Potential einer solchen Initiative abgeschätzt.

Voraussetzung für einen effektiven Austausch ist eine minimale Anzahl aktiv beitragender Mitglieder. Es wird angenommen dass in Deutschland mindestens 1500 Zielgruppenvertreter aus PH (ÖGD und ÖVW) und WI mit den Zielthemen Zoonosen, Antibiotikaresistenzen und Hygiene arbeiten und mindestens 10% davon an einem Austausch interessiert sind. Angenommen dass 1/3 der Interessierten flotierend einen aktiven Beitrag von mindestens 20 Minuten pro Monat leistet, könnte dies die kollektive Intelligenz aller Teilnehmer erheblich steigern. Zudem könnte die Teilnahme durch den Einsatz innovativer Methoden und der Mehrwert durch direkte Translation der Beiträge in Forschung und Weiterbildung optimiert werden. Allerdings gibt es auch Zweifel hinsichtlich Bedarf und Nutzungsbereitschaft. Feedback von Seiten des ÖGD ist essentiell, um Potential und mögliche Barrieren abzuwägen.