Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(02): 185
DOI: 10.1055/s-0038-1622763
Kurzvorträge 4: Reproduktionsmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Mann und seine Psyche in der Kinderwunschbehandlung

M Schick
1   Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg
,
T Wischmann
1   Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg
,
B Ditzen
1   Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg
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Publication History

Publication Date:
19 February 2018 (online)

 

Einleitung:

Über lange Zeit stand in der psychosomatischen Forschung zu ungewollter Kinderlosigkeit und deren Behandlung nahezu ausschließlich die Frau im Fokus des wissenschaftlichen Interesses. Seit etwa zehn Jahren werden die psychosozialen Aspektes des unerfüllten Kinderwunsches nun auch beim Mann beforscht. In diesem Beitrag wird ein Überblick über den aktuellen Forschungsstand auf Basis eigener Forschungen sowie sich daraus ableitende Entwürfe für zukünftige Forschung zum (unerfüllten) Kinderwunsch des Mannes gegeben.

Methoden:

Zusammenfassendes Review über bisherige Studienergebnisse zum Thema. Die Datenanalyse erfolgte durch Grounded Theory, Korrelation, Regression, t-Test Analyse und ANOVA. Zudem liegen den zugrundeliegenden Studien Gruppenvergleiche zwischen Mann und Frau (Mittelwerte), Vergleiche mit Normstichproben sowie Intra-Paar-Vergleichen zugrunde.

Ergebnisse:

Entgegen vorheriger Annahmen erlebt der Mann den unerfüllten Kinderwunsch und die reproduktionsmedizinische Behandlung als ähnlich emotional belastend wie die Frau, worauf insbesondere Intra-Paar-Vergleiche hinweisen. Moderiert wird diese Belastung durch verschiedene psychosoziale und medizinische Aspekte wie z.B. Coping-Strategien, soziale Unterstützung, Infertilitätsdiagnose und vorherige Erkrankungen.

Schlussfolgerungen:

Die großen Unterschiede zwischen Männern bezüglich ungewollter Kinderlosigkeit und die steigende Belastung durch den Einsatz von invasiven Verfahren verlangen nach gezielter Identifizierung und Forschung sowie verstärkten psychosozialen Diensten in Kinderwunschkliniken. Zudem sollten künftige Forschungsansätze zu den psychosozialen Aspekten von Fertilitätsstörungen verstärkt paar- und interaktionsbezogene Designs in der Studienplanung und -auswertung berücksichtigen.