Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1606047
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lebensqualität nach dem Schlaganfall – Entwicklung von gesundheitlicher Ungleichheit in der nachstationären Versorgungsrealität

D Schindel
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin
,
A Kuhlmey
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin
,
M Kohler
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin
,
L Schenk
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Frauen erleiden im Durchschnitt im höheren Alter einen Schlaganfall als Männer und erholen sich schlechter von dessen Folgen. In dem Beitrag soll der Frage nachgegangen werden, wie sich die in der Regel schlechtere Gesundheit vor dem Schlaganfallereignis sowie die zum Zeitpunkt der stationären Entlassung geringer ausfallende Lebensqualität im poststationären Verlauf auswirken und welche Faktoren Unterschiede im Geschlechtervergleich erklären.

Methoden:

Über einen Zeitraum von 2 Jahren wurden insgesamt 411 Schlaganfallpatient/innen ab einem Alter von 65 Jahren zum Zeitpunkt ihrer Entlassung aus der Rehabilitation sowie 3, 6 und 12 Monate später u.a. zu ihrer Lebensqualität anhand des „EUROHIS-QOL“ (Power 2003, Brähler 2007) befragt. Die Datenauswertung erfolgte mittels Multipler Regressionen und Generalisierter Linearer Modelle. Als unabhängige Variablen wurden soziodemografische Merkmale (z.B. Sozialstatus), berichtete Schmerzen, ärztliche und therapeutische Inanspruchnahme sowie Aspekte zur Reha-Versorgung untersucht.

Ergebnisse:

Die Ergebnisse bestätigen für Frauen eine reduzierte Gesundheit vor dem Schlaganfallereignis, eine geringere Lebensqualität zur Reha-Entlassung, aber auch eine weitere Öffnung der Schere zwischen den Geschlechtern zu Beginn des poststationären Verlaufs. In beiden Geschlechtergruppen ist ein signifikantes Absinken der Lebensqualität innerhalb des Beobachtungszeitraums festzustellen. Für Frauen kann nach 3 Monaten keine weitere Verschlechterung beobachtet werden, während die Lebensqualität der Männer im zeitlichen Verlauf weiter abfällt.

Diskussion:

Unsere Ergebnisse ergänzen die in der Literatur beschriebenen Beobachtungen zu Geschlechterunterschieden in der Lebensqualität um eine detaillierte poststationäre Perspektive. Das Aufzeigen des nicht linearen Verlaufes sowie die Benennung erklärender Prädiktoren, wie die Schmerzversorgung oder Inanspruchnahme von Ärzten, muss Grundlage vertiefender Forschungstätigkeit sein.