Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605790
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schichtarbeit und Prostatakrebs

T Behrens
1   Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Institut der Ruhr-Universität, Bochum
,
S Rabstein
1   Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Institut der Ruhr-Universität, Bochum
,
K Wichert
1   Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Institut der Ruhr-Universität, Bochum
,
N Dragano
2   Institut für Medizinische Soziologie, Centre for Health and Society, Heinrich Heine Universität Düsseldorf, Düsseldorf
,
M Arendt
3   Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universität Duisburg-Essen, Essen
,
T Brüning
1   Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Institut der Ruhr-Universität, Bochum
,
KH Jöckel
3   Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universität Duisburg-Essen, Essen
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Further Information

Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Langjährige Schichtarbeit wurde in epidemiologischen Studien mit einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs in Verbindung gebracht. In der bevölkerungsbasierten Heinz Nixdorf Recall (HNR) Kohorte aus Bochum, Essen und Mülheim a.d. Ruhr untersuchten wir den Zusammenhang zwischen Schicht- und Nachtarbeit mit der Inzidenz von Prostatakrebs.

Methoden:

Die Basisbefragung der HNR Studie erfolgte zwischen 2000 – 2003 und schloss insgesamt 2.395 Männer ein. 2011 – 2014 wurde ein Follow-up Survey durchgeführt, in dem ausführliche Fragen zu einer Tätigkeit in Schicht- bzw. Nachtarbeit erhoben wurden. Wir berechneten das Prostatakrebsrisiko mit 95% Konfidenzintervallen (95% KI) mittels Cox Proportional Hazards Regression mit Alter zum Ereignis und adjustiert für Rauchstatus (nie, früher, aktuell), eine positive Familienanamnese für Prostatakrebs, Schulbildung (≤13, 14 – 17, ≥18 Jahre) und Nettoäquivalenzeinkommen (niedrig, mittel, hoch). Weitere Analysen wurden stratifiziert nach Vitamin D-Status zur Baseline (<Median, ≥Median) bzw. bevorzugtem Schlafmittelpunkt durchgeführt. Die vorliegende Auswertung bezieht sich auf 1.757 Männer mit ausreichenden Angaben zu Schicht- und Nachtarbeit, die zur Baseline nicht an Prostatakrebs erkrankt waren.

Ergebnisse:

Bis zum Ende des Follow-up im September 2014 wurden 76 Männer mit einem inzidenten Prostatatumor diagnostiziert. Für eine Beschäftigung jemals in Schicht- oder Nachtarbeit beobachteten mehr als verdoppelte Prostatakrebsrisiken (Hazard ratio (HR)= 2,29; 95% KI 1,43 – 3,67 bzw. HR = 2,27; 95% KI 1,42 – 3,64). Die HRs nahmen mit zunehmender Beschäftigungsdauer weiter zu. Beschäftigte mit früher Schlafpräferenz zeigten besonders hohe HRs. Vitamin D hatte dagegen keinen Einfluss auf das Prostatakrebsrisiko.

Schlussfolgerungen:

In der prospektiven HNR Kohorte beobachteten wir ein erhöhtes Prostatakrebsrisiko für Schicht- bzw. Nachtarbeit, das mit zunehmender Dauer der Tätigkeit weiter anstieg.