Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605609
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aktionspläne zur Förderung von Gesundheitskompetenz: Potential, Risiken, Erfolge

H Weishaar
1   Hertie School of Governance, Berlin
,
K Hurrelmann
1   Hertie School of Governance, Berlin
,
A Horn
2   Universität Bielefeld, Institut für Pflegewissenschaften, Bielefeld
,
D Schaeffer
2   Universität Bielefeld, Institut für Pflegewissenschaften, Bielefeld
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Unter Gesundheitskompetenz werden das Wissen, die Motivation und die Fähigkeiten von Menschen verstanden, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. 54% der deutschen Bevölkerung haben der deutschlandweiten HLS-GER Studie zufolge Schwierigkeiten, mit gesundheitsrelevanten Informationen umzugehen. Da unzureichende Gesundheitskompetenz mit ungesünderen Verhaltensweisen und höherer Nutzung des Gesundheitssystems einhergeht, hat sie eine hohe gesundheitspolitische Bedeutung. In mehreren Ländern sind Nationale Aktionspläne entwickelt worden. Für das von der Robert Bosch Stiftung geförderte Projekt „Erstellung eines deutschen Aktionsplans Gesundheitskompetenz“ wurden bestehende Aktionspläne (aus USA, Australien, Schottland, Wales) analysiert und verglichen.

Methoden:

Thematische Analyse von politischen Dokumenten und Experteninterviews.

Ergebnisse:

Alle Aktionspläne umfassen die vier Dimensionen der Darstellung eines politischen Themas: Problemdefinition, Begründung des Handlungsbedarfs, moralische Bewertung und Präsentation von Lösungen. Interessensvertreter aus Wissenschaft, Politik und Praxis wurden in die Entwicklung der Aktionspläne einbezogen, um das öffentliche Bewusstsein für das Thema und politische Zustimmung und Unterstützung für den Plan zu erhöhen. Als nicht-bindendes Instrument hatten die Aktionspläne keine nachweisliche gesetzliche Wirkung, wurden jedoch als gewinnbringend für die gesundheitspolitische Diskussion und wichtiges Mittel zur Stärkung der Zusammenarbeit verschiedener Akteure und zum Setzen der politischen Agenda bewertet.

Schlussfolgerungen:

Trotz fehlender Umsetzungsbefugnisse haben existente Nationale Aktionspläne die politische und gesellschaftliche Aufmerksamkeit auf Schwierigkeiten im Umgang mit gesundheitsrelevanten Informationen gelenkt und beigetragen, Akteure zu mobilisieren und wichtige Initiativen zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz anzustoßen.