Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(05): 524-561
DOI: 10.1055/s-0037-1602320
Fetomaternale Medizin/Geburtshilfe I; Datum: Freitag, 16.06.2017, 13:30 bis 15:00 Uhr, Vorsitz: Susanne Schüler-Toprak, Thorsten Fischer
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Evaluation der Vaginalflora bei schwangeren Frauen unter Opioid-Substitutionstherapie: eine gematchte Fall-Kontroll-Studie

A Farr
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien
,
I Holzer
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien
,
H Kiss
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien
,
M Hagmann
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien
,
P Husslein
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien
,
L Petricevic
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
02 June 2017 (online)

 

Fragestellung:

Vaginale Infektionen sind ein Risikofaktor für Frühgeburt. Ziel dieser Studie war es, die Vaginalflora von schwangeren Frauen unter Opioid-Substitutionstherapie (OST), im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne OST zu analysieren.

Methodik:

Insgesamt wurden die Daten von 3763 Frauen mit Einlingsschwangerschaften untersucht, die im Rahmen der Geburtsanmeldung an der Medizinischen Universität Wien ein Screening auf asymptomatische vaginale Infektionen zwischen 10+0 und 16+0 SSW erhielten. Im Rahmen dieser routinemäßigen Untersuchung wurden vaginale Abstriche entnommen, diese Gram-gefärbt und mikroskopisch auf bakterielle Vaginose (BV), vulvo-vaginale Candidose (VVC) und Trichomoniasis untersucht. In einer retrospektiven Analyse wurden nun die Daten von 132 Frauen, die OST erhielten, auf Alter, Ethnizität, Parität, Ausbildung, Z.n. Frühgeburt und Nikotinabusus mit den Daten von 3631 Kontrollfällen gematcht. Die Vaginalflora zum Zeitpunkt des Screenings diente als primärer Endpunkt. Sekundäre Endpunkte waren das Gestationsalter bei Geburt sowie das Geburtsgewicht.

Ergebnisse:

In der OST-Gruppe erhielten 62/132 (47%) Schwangere Methadon, 39/132 (29,5%) Buprenorphin und 31/132 (23,5%) Slow-release orales Morphin. Eine normale oder intermediäre vaginale Flora wurde bei 72/132 OST-Frauen (54,5%) und 2865/3631 Kontrollen diagnostiziert [78,9%; OR 0,49 (95% CI, 0,33 bis 0,71); p < 0,001]. Im Vergleich zur Kontrollgruppe, trat VVC signifikant häufiger bei OST-Frauen auf [OR 2,11 (95% CI, 1,26 bis 3,27); p < 0,001]. Keine signifikanten Unterschiede wurden in Bezug auf die Prävalenz der BV (± VVC) und Trichomoniasis gefunden. Neugeborene von Frauen mit OST hatten ein signifikant niedrigeres Geburtsgewicht, als jene von Frauen in der Kontrollgruppe [MD -165,3 g (95% CI, -283,6 bis -46,9); p = 0,006].

Schlussfolgerungen:

Schwangere Frauen unter Opioid-Substitutionstherapie haben ein besonderes Risiko für asymptomatische vaginale Infektionen. Da rezidivierende VVC mit einem Risiko für Frühgeburt vergesellschaftet ist, sollte die Anfälligkeit dieser Patientenpopulation zu einem routinemäßigen Screening auf asymptomatische vaginale Infektionen führen.