Untersuchung von Seiteneinsteigern zur Einschulung – Erfahrungen aus Frankfurt am Main 2006 – 2016

 

Zielsetzung::

In Deutschland werden Schulanfänger vor Eintritt in die Schule vom Kinder- und Jugendärztlichen Dienst der Gesundheitsämter untersucht. Darüber hinaus werden auch Kinder und Jugendliche aller Altersklassen vor Schuleintritt untersucht, die mit oder ohne ihre Eltern nach Deutschland gekommen sind, sich im schulpflichtigen Alter befinden oder eine Berufsschule besuchen wollen. Für die „Einschulungsuntersuchung“ der sog. „Seiteneinsteiger“ gibt es keine einheitlichen Regelungen in den verschiedenen Bundesländern. Vorgehensweise im Gesundheitsamt Frankfurt und die Ergebnisse der „Seiteneinsteiger-Untersuchungen“ werden vorgestellt.

Methode::

Es werden Seh- und Hörtests und eine orientierende körperliche Untersuchung vorgenommen. Zusätzlich erfolgt eine Abklärung und ggf. Untersuchung im Hinblick auf Tuberkulose, eine Impfanamnese und -beratung sowie Besprechung auffälliger Befunde.

Ergebnis::

Von 2006 bis Ende Juni 2016 wurden insgesamt 7441 Kinder untersucht, mit steigender Tendenz (2006: 401; 2015: 1224; 2016 erstes Halbjahr: 1006). Die Kinder kamen aus über 100 verschiedenen Ländern, in den Jahren 2012 – 2014 vorzugsweise aus den Neu-EU-Ländern Polen, Rumänien, Bulgarien, seit 2015 aus den Ländern Afghanistan, naher/mittleren Osten insbesondere Syrien und den Maghrebstaaten. Bei den Seh-und Hörtests gab es 16% und 4% auffällige und abklärungsbedürftige Befunde, bei der körperlichen Untersuchung insgesamt weniger als 5%. Nur ein Drittel der Kinder konnte ein Impfbuch vorlegen. Ca. 1% aller Kinder wiesen einen kompletten Impfstatus auf.

Schlussfolgerung::

Zweck der Schuleingangsuntersuchung der Seiteneinsteiger ist „Gesundheitserhaltung, orientierende Entwicklungsbeurteilung und Krankheitsfrüherkennung“, das schließt „eine Beratung zur Veranlassung notwendiger Folgemaßnahmen und eine Impfberatung“ ein. (Verordnung Schulgesundheitspflege; Hessen, 2015). Eine orientierende Entwicklungsbeurteilung (Schulstandserhebung) wurde bis 2015 von den Aufnahme- und Beratungszentren für Sekundarstufe und Berufsschulen vorgenommen. Seit dem Zustrom vieler Flüchtlinge ab 2015 konnte dies dort nicht mehr bewältigt werden, so dass die Kinder nur noch vom KJD untersucht werden. Eine standardisierte, detaillierte Beurteilung der (psychosozialen) Entwicklung findet also vor Schulbeginn nicht statt. Diese Situation und die generelle Frage geeigneter Entwicklungstests für Seiteinsteiger unterschiedlichen Alters soll anhand der Frankfurter Erfahrungen diskutiert werden.