Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P110
DOI: 10.1055/s-0036-1592719

Einsatz von integrativen Heilmethoden durch Patientinnen mit gynäkologischen Tumoren – Analyse in der Spezialsprechstunde für Integrative Medizin

AK Theuser 1, 2, NBM Hüttner 1, 2, J Hackl 1, 2, PA Fasching 1, 2, MW Beckmann 1, 2, CC Hack 1, 2
  • 1Universitätsklinikum Erlangen, Frauenklinik, Erlangen, Deutschland
  • 2Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN, Erlangen, Deutschland

Zielsetzung: Die Anwendung integrativer Heilmethoden in der gynäkologischen Onkologie ist weit verbreitet. Um eine qualitätsgesicherte Behandlung von Patientinnen in der integrativen Medizin (IMed) zu ermöglichen, ist es notwendig, systematisch Informationen über die Anwendung konventioneller und integrativer Therapieverfahren, Symptome und individuelle Patientenwünsche im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung zu erheben.

Methoden: In 2015 wurden insgesamt 61 Patientinnen mit gynäkologischen Karzinomen in der IMed-Sprechstunde der Universitäts-Frauenklinik Erlangen behandelt und in diese retrospektive Analyse eingeschlossen. Anhand eines neu entwickelten, validierten IMed-Fragebogens wurden Daten zur aktuellen Behandlungssituation, Tumortherapie, Anwendung integrativmedizinischer Methoden, zu Beschwerden und Therapiezielen erhoben. Des Weiteren wurden Informationen zur Tumorerkrankung aus der laufenden Patientinnendokumentation entnommen.

Ergebnisse: Das Patientinnenkollektiv umfasste hauptsächlich Mammakarzinompatientinnen (93%). Das Durchschnittsalter lag bei 52 Jahren. Die Erkrankungssituation war in 21% neoadjuvant, in 51% adjuvant und in 28% metastasiert. 49% der Patientinnen erhielten eine Chemotherapie, 28% eine Antihormontherapie, 15% eine zielgerichtete Therapie und 21% eine Therapie mit Bisphosphonaten. 93% der Patientinnen gaben an, bereits integrative Therapien anzuwenden oder angewendet zu haben. Die am häufigsten genannten Methoden waren Vitamine (64%), Bewegung/Sport (61%) sowie Massage/Lymphdrainage (48%). Als Hauptbeschwerden gaben die Patientinnen Antriebslosigkeit/Fatigue (62%), Schmerzen des Stütz- und Bewegungsapparates (41%) und reduzierte Gedächtnisleistung (30%) an. Therapieziele waren die aktive Mitarbeit zur Bewältigung der Tumorerkrankung (73%), die Verbesserung der krankheitsbezogenen Lebensqualität (73%), die Verzögerung des Auftretens von Rezidiven oder Metastasen (82%) und eine Verlängerung der Lebenszeit (70%).

Schlussfolgerung: Die IMed-Sprechstunde wird von Patientinnen während aller Stadien der Tumorerkrankung genutzt. Ihre Hauptbeweggründe sind die Verbesserung ihrer Krankheitsprognose und der Lebenssituation mit der Karzinomerkrankung.