Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P64
DOI: 10.1055/s-0036-1583837

Kontinuierliche Amnioninfusion über ein subkutan implantiertes Portsystem beim PPROM mit Anhydramnion < 28+0 SSW: eine internationale prospektiv-randomisierte Studie.

S Göbel 1, G Seliger 1, Y Naberezhnev 1, M Tchirikov 1
  • 1Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Zentrum für Fetalchirurgie, Universitätsklinikum Halle (Saale), Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Hintergrund: Der vorzeitige Blasensprung (engl. PPROM) im 2. Trimester macht ca. 1% aller Schwangerschaften aus und hat durch die extreme Frühgeburt in Verbindung mit dem „fetal inflammatory response syndrome“ (FIRS) und der resultierenden Lungenhypoplasie eine hohe neonatale Mortalität und Morbidität zur Folge.

Ziel: Zielsetzung dieser prospektiv randomisierten Studie ist die Beurteilung der kontinuierlichen Amnioninfusionstherapie in Kombination mit einer 7-tägigen Antibiotikabehandlung bei einem PPROM mit Oligo-/Anhydramnion (SDP = single deepest pocket < 2 cm) zwischen 22+0 bis 28+0 SSW verglichen mit der DGGG-Leitlinien-gerechten Antibiotikatherapie. (Kontrollgruppe)

Methoden: An der Studie nehmen 48 Patientinnen teil, in eine Fall- oder Kontrollgruppe zu je 24 Personen aufgeteilt. Eingeschlossen sind Schwangere mit einer Einlingsschwangerschaft und klassischem PPROM mit Oligo-/Anhydramnion zwischen der 22+0 bis 28+0 SSW.

Als Ausschlusskriterien gelten fetale chromosomale Anomalien, Fehlbildungen, hoher Blasensprung, V.a. AIS, Wehentätigkeit. Primärer Endpunkt der Untersuchung ist die Gegenüberstellung beider Therapieformen bezüglich der Latenzphase zwischen Blasensprung und Geburt in Tagen sowie das Auftreten von FIRS. Die sonografisch kontrollierte Port-Implantation erfolgt subkutan in Lokalanästhesie. Für die dauerhafte Amnioninfusion (100 ml/h) wird eine hypotone Lösung als Fruchtwasserersatz (J Perinat Med 2013;41:657 – 63) verabreicht. Die Patientenrekrutierung soll bis Ende 2017 abgeschlossen sein.

Ergebnisse: In einer früheren retrospektiven Analyse konnte nach langfristiger Amnioninfusion von bis zu 2,4 Litern pro Tag („flush-out“) eine deutliche Verzögerung des PPROM-Entbindungs-Intervalls auf 49 Tage und ein verbessertes neonatales Outcome ohne das Vorliegen von Lungenhypoplasie oder Kontrakturen beobachtet werden.

Diskussion: Das Ausschwemmen (Flush-out) von Bakterien und Entzündungsprodukten aus der Amnionhöhle durch die Amnioninfusionstherapie könnte die Schwangerschaft verlängern, Lungenhypoplasie vermeiden und das neonatale Outcome deutlich verbessern. Diese Annahme wird durch die Studie überprüft.

Im Zentrum für Fetalchirurgie der Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, wurden bereits Ärzte aus 5 Ländern in der Methode der Port-Implantation unterrichtet. Finanzierung: Zentrum für Fetalchirurgie, Universitätsklinikum Halle und Russian Science Foundation, Grant- Nr. 15 – 15 – 00137.