Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - FV25
DOI: 10.1055/s-0036-1580772

Insulinabgabegenauigkeiten von Patch-Pumpen versus Schlauchpumpen – Eine systematische Analyse unter Laborbedingungen

E Singler 1, T Siegmund 2, G Päth 1, B Hruby 1, S Tränkle 1, J Straetener 1, M Hille 1, D Kriedemann 1, J Seufert 1, K Laubner 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg/Klinik für Innere Medizin II, Abteilung Endokrinologie und Diabetologie, Freiburg, Germany
  • 2Klinikum München Bogenhausen, Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Angiologie, München, Germany

Fragestellung: Für die Insulinabgabegenauigkeiten von Patch-Pumpen nach Markteinführung unter Laborbedingungen liegen kontroverse Ergebnisse vor. Das Ziel dieser Studie war es, die Abgabegenauigkeiten von Patch-Pumpen (OmniPod® zweite Generation, Ypsomed, OP) mit Schlauchpumpen (MiniMed®640G, Medtronic, MM) systematisch zu vergleichen.

Methodik: 32 OP und 15 MM Pumpen wurden mit Insulin Aspart als Infusat untersucht. Alle Geräte durchliefen ein Protokoll mit fünf unterschiedlichen Bolusmengen (B) (B1:0,5IE, B2:1IE, B3:5IE, B4:10IE, B5:15IE) zu vier verschiedenen Zeitpunkten sowie drei unterschiedliche Basalraten (BR) (BR1:1,8IE/h;Σ39,6IE, BR2:0,6IE/h; Σ13,2IE, BR3:0,2IE/h; Σ4,4IE) für jeweils 22h. 495B und 67BR der OP und 578B und 85BR der MM wurden ausgewertet. Die in 2 ml Eppendorf Safe-Lock-Tubes mit Verschlussfolie (PARAFILM®M) abgegebene Insulinmenge wurden mithilfe einer Präzionswaage (BP121S, Sartorius) als Gewichtsdifferenz nach Insulinabgabe versus vor Insulinabgabe ermittelt. Die Abweichungen der gemessenen Insulinmengen von den errechneten Erwartungswerten wurden daraufhin untersucht, ob diese innerhalb der durch die Norm EN60601 – 2-24:1998 vorgegebenen Abweichungen von ± 5% liegen.

Ergebnisse: Der Anteil der abgegebenen B innerhalb der Norm [MW: Min-Max IE-Insulin absolut] für die OP Pumpen betrug B1: 18,6%[0,47:0,13 – 1,13], B2: 26,5% [0,96:0,12 – 1,35], B3: 89,0% [4,91:0,40 – 5,45], B4: 96,0% [9,93:5,51 – 10,22], B5: 96,0% [14,96:12,80 – 16,03] und für die MM B1: 21,7% [0,37:0,00 – 0,55], B2: 44,1% [0,92:0,26 – 1,16], B3: 88,1% [4,89:4,42 – 5,14], B4: 98,3% [9,88:9,48 – 10,35], B5: 100,0%[14,75:14,38 – 15,19], die der drei BR anteilig BR1: 66,67% [40,48:2,13 – 81,11], BR2: 22,73% [11,60:1,83 – 26,75], BR3: 16,67% [4,07:0,00 – 11,73] bei OP und BR1: 14,29% [40,31:34,47 – 71,99], BR2: 0,0% [10,05:2,19 – 11,87] und BR3: 0,0% [1,81:0,00 – 3,20] bei MM.

Schlussfolgerung: Die Abgabegenauigkeiten beider Pumpen sind unter Laborbedingungen überraschend niedrig. Diese sinken im zeitlichen Verlauf und steigen mit höherer Abgabemenge. Die ermittelte Variabilität ist hoch im Hinblick auf einen verlässlichen klinischen Einsatz. Anhand dieser Untersuchungen ist eine einheitliche Bewertung pro/contra eines Pumpenmodells nicht möglich.