Gesundheitswesen 2016; 78 - P37
DOI: 10.1055/s-0036-1578935

Weniger ist mehr – Antibiotika verantwortungsvoll einsetzen Ein Projekt des MRE-Netz Rhein-Main

U Heudorf 1, C Benfer 2, J Zweigner 3
  • 1Gesundheitsamt, Infektiologie und Hygiene, Frankfurt am Main
  • 2Gesundheitsamt, Stabsstelle Gesundheitskommunikation, Frankfurt am Main
  • 3Universitätsklinikum Köln, Zentrale Krankenhaushygiene, Köln

Hintergrund: Multiresistente Erreger (MRE) sind eine weiter zunehmende Bedrohung für die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung. Das MRE-Netz Rhein-Main hat bislang seinen Schwerpunkt auf Information und Hygienemaßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung dieser gesetzt. Mit dem Projekt „Weniger ist mehr – Antibiotika sorgsam einsetzen“ nimmt es den Antibiotikaverbrauch in den Blick, um die Entstehung der MRE zu vermindern. Methoden: Dieses Projekt richtet sich primär an Patienten. Darüber hinaus werden Fortbildungen für Ärzte angeboten. Grundlage ist ein Teilprojekt der „Antibiotika-Therapie-Optimierungsstudie (ATHOS)“ (http://www.nrz-hygiene.de/athos/), die im Rahmen des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung unter Federführung von Frau Prof. Gastmeier, Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité, Berlin, im Jahr 2014 in Berlin durchgeführt worden war. Ergebnisse: Die Materialien von ATHOS wurden stark überarbeitet, gekürzt und „handlicher“ gestaltet. Sie informieren über Atemwegsinfektionen, deren Auslöser und Behandlungsmöglichkeiten. Es wird gezeigt, dass 80% der Atemwegsinfektionen durch Viren verursacht sind und dass diese viral bedingten Infektionen nicht mit Antibiotika behandelt werden können. Die Patienten erfahren, was sie selbst tun können, um ihre Erkältungsbeschwerden zu lindern („Hausmittel“). In Fortbildungsveranstaltungen wurde den Ärzten das Projekt vorgestellt und sie wurden zur Mitarbeit aufgefordert. Sämtliche Unterlagen sind auf der homepage eingestellt www.mre-rhein-main.de. Das Projekt wurde der Öffentlichkeit in einer großen Pressekonferenz vorgestellt. Bis 05.11.2015 wurden mehr als 250 Plakate und mehr als 10.000 Flyer in Einrichtungen des MRE-Netz Rhein-Main versandt. Die erste Fortbildung war gut besucht. Schlussfolgerung: Für dieses Projekt konnten wichtige Partner gewonnen werden: Landesärztekammer Hessen, Kassenärztliche Vereinigung Hessen, Landesarbeitsgemeinschaft der MRE-Netzwerke Hessen und die drei anderen MRE-Netzwerke in Hessen, der Berufsverband der Hausärzte Hessen, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Hessen und der Berufsverband der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte in Hessen. Das Medieninteresse ist groß und die Anforderungen der Unterlagen zeigen, dass das Projekt angenommen wird.