Pneumologie 2016; 70 - V404
DOI: 10.1055/s-0036-1572143

Interdisziplinäres Hämoptysenmanagement

J Günter 1, E Palade 2, M Elze 1, B Passlick 1, S Wiesemann 1
  • 1Klinik für Throaxchirurgie, Universitätsklinik Freiburg
  • 2Sektion Thoraxchirurgie, Universitätsklinik Lübeck

Hintergrund: Hämoptysen und Hämoptoe sind eine Notfallsituation, die rasche Maßnahmen erforderlich machen. Ziel ist, den Patienten zu stabilisieren, die Blutung zu lokalisieren, zu kontrollieren und nichtbetroffene Lungenabschnitte zu schützen.

Die Zusammenführung der diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen unter Berücksichtigung der verschiedenen Ursachen für Hämoptysen in einem Behandlungsalgorhythmus ist ein wesentlicher Bestandteil eines erfolgreichen Hämoptysenmanagements.

Methodik/Ergebnisse: Zwischen 2009 und 2013 wurden an unserer Klinik 245 Patienten mit Hämoptysen stationär behandelt, bei 12% davon erfolgten mehrfache stationäre Maßnahmen. Die zugrundeliegenden Diagnosen waren 102 Malignome, 51 entzündlich-infektiöse Prozesse, 18Gerinnungsstörungen, 3 Lungenarterienembolien, 7 AV-Malformationen, unbekannt (15) und 8 mit seltenen Ursachen.

Die hämoptysenbedingte Letalität lag bei 4,5% (n = 9).

Die Blutstillung konnte spontan oder mit Einsatz einer oder von mehreren Maßnahmen erreicht werden. Der Endpunkt der Untersuchung war die dokumentierte Blutstillung, mit Ausnahme der an den Folgen der Hämoptysen verstorbenen Patienten (n = 9).

Eine Operation zur Blutstillung wurde bei 30 Patienten (14,7%) durchgeführt. Die BAE wurde bei 58 Patienten (28%) durchgeführt wobei 3 davon trotz dieser Maßnahme verstorben sind und bei 7 Patienten eine Operation zur endgültigen Blutstillung erfolgen musste. In 46 Fälle führte die BAE in einer oder mehreren Sitzungen zur Blutungskontrolle (Erfolgsrate 79,3%). 15 Patienten hatten ein- oder mehrfach ein Frührezidiv (< 3 Monaten nach initialer Blutstillung), 2 Patient ein bzw. mehrere Spätrezidive (> 3 Monaten ohne Blutung) und 3 Patienten hatten eine Persistenz der Blutung trotz BAE und mussten operativ versorgt werden.

Schlussfolgerung: Die beschriebene interdisziplinäre Therapie stellt einen effizienten Behandlungsalgorhythmus bei der Therapie von Hämoptysen dar. Nach einer zügigen Diagnostik (CT-Thorax mit KM, Bronchoskopie) werden die angepassten Therapiemaßnahmen eingeleitet: Gerinnungskorrektur, interventionelle Bronchoskopie, Bronchialarterienembolisation, Operation oder sogar Kombinationen verschiedenen Methoden.