Gesundheitswesen 2015; 77 - A117
DOI: 10.1055/s-0035-1563073

Zeitliche Trends sowie regionale Besonderheiten bei der Inanspruchnahme von Rehabilitationsmaßnahmen bei Kindern und Jugendlichen

S Jankowiak 1, J Dannenmaier 1, R Kaluscha 1, G Krischak 1, 2
  • 1Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm, Bad Buchau
  • 2Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Federseeklinik, Bad Buchau, Bad Buchau

Hintergrund: Chronische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter beeinflussen die gesamte Entwicklung und können die Erwerbsfähigkeit im Erwachsenenalter beeinträchtigen. Die medizinische Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen ist dabei ein wichtiges Instrument zur Sicherung der Leistungsfähigkeit sowie zur späteren Eingliederung in das Erwerbsleben. Ziel der Untersuchung war es, Kenntnisse über regionale Besonderheiten und zeitliche Trends der Inanspruchnahme von Rehabilitationsleistungen in Baden-Württemberg zu gewinnen. Dabei stellt sich insbesondere die Frage, ob sich der in den Studien berichtete zeitliche Wandel des Morbiditätsspektrums unter Kindern und Jugendlichen widerspiegelt. Methodik: Anhand von Routinedaten der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg, die Informationen zu Rehabilitationsmaßnahmen bei Kindern und Jugendlichen umfasst, sowie Angaben des Statistisches Landesamtes Baden-Württemberg zur Bevölkerung im entsprechenden Alter, wurde die alters- und geschlechtsspezifische Rehabilitandenrate für jede der 12 Regionen in Baden-Württemberg jeweils für die Jahre 2005 bis 2012 bestimmt. Diese wurde ausgewählten Strukturmerkmalen (Bevölkerungsdichte, Siedlungs- und Verkehrsfläche, Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter und Arbeitsloser, Anteil niedergelassener Kinderärzte und Allgemeinmediziner) gegenüber gestellt. Ergebnisse: Die über den Zeitraum von 2005 – 2012 berechnete durchschnittliche Rehabilitandenrate reichte von 63 in der Region Hochrhein-Bodensee bis 124 in der Region Heilbronn-Franken. Während die Inanspruchnahme von Rehabilitationsleistungen in der Region Hochrhein-Bodensee im Zeitverlauf nur geringfügig variierte, zeigte sich in der Region Nord-Schwarzwald die größte zeitliche Schwankung. Dabei war in keiner Region ein klarer zeitlicher Trend ersichtlich. Zwischen den ausgewählten Strukturmerkmalen und der Rehabilitandenrate ergaben sich schwache bis mittlere – jedoch nicht statistisch signifikante – Korrelationen. Diskussion: Bei der Inanspruchnahme von Rehabilitationsmaßnahmen zeigten sich erhebliche regionale Unterschiede. Es ist zu bezweifeln, dass sich diese Abweichungen alleine durch lokale Differenzen bei der Erkrankungslast erklären lassen. Zudem korrespondiert die Entwicklung nicht mit dem in Studien berichteten Wandel des Morbiditätsspektrums in der Zielgruppe. Ferner ergaben sich keine signifikanten Zusammenhänge zwischen den ausgewählten Strukturmerkmalen und der Rehabilitandenrate, so dass es weiterer Studien zur Bestimmung der Prädiktoren des Rehabilitationszugangs bedarf.

Referenzen beim Verfasser