Gesundheitswesen 2015; 77 - A17
DOI: 10.1055/s-0035-1562973

Das Fortbildungscurriculum Präventionsassistentin in der Kinder- und Jugendarztpraxis

J Schoierer 1, 2, T Lob-Corzilius 2, 3, S Meier 2, D Nowak 1, S Böse-O'Reilly 2, 4
  • 1Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der LMU München, München
  • 2Deutsche Akademie für Prävention und Gesundheitsförderung im Kindes- und Jugendalter
  • 3Christliches Kinderhospital Osnabrück
  • 4Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der LMU München

Hintergrund: Um dem großen Bedarf an Präventionsleistung in der Kinder- und Jugendarztpraxis gerecht zu werden, wurde 2003 ein erstes Fortbildungscurriculum „Präventionsassistentin“ für Medizinische Assistenzberufe und vergleichbare Berufsgruppen mit Unterstützung vom Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (Projekt-Nr. 328 – 1720/55) entwickelt und als Curriculum „Prävention im Kindes- und Jugendalter“ 2008 von der Bundesärztekammer anerkannt. Bislang wurden bundesweit über 800 Präventionsassistentinnen von der Deutschen Akademie für Prävention und Gesundheitsförderung im Kindes- und Jugendalter ausgebildet. Das Fortbildungscurriculum umfasst 84 Stunden verteilt auf 4 bis 5 Kurswochenenden oder 2 Kurswochen innerhalb eines Jahres. Methodik: Fortlaufende curriculumsbegleitende Evaluationen sowie zwei Evaluationsstudien mithilfe standardisierter Fragebögen im Rahmen einer Dissertation (2009) und einer Bachelorarbeit (2011) erfassten Effekte dieses Fortbildungscurriculums in Bezug auf einen Kompetenzzuwachs der Teilnehmerinnen, der Erweiterung der Präventionsangebotes in der Kinder- und Jugendarztpraxis sowie einer Entlastung der Ärztin/des Arztes. Ergebnisse: Die Präventionsassistentinnen übernehmen seit der Teilnahme am Fortbildungscurriculum mehr delegierbare Präventionsleistungen. Die Mitarbeit einer Präventionsassistentin konnte zur Umgestaltung und Neuetablierung des Präventionsangebotes in der Praxis beitragen, beispielsweise bei Krankheitsfrüherkennungsuntersuchungen, Still-, Ernährungs- oder Passivrauchberatung. Pädiatrische Praxen mit mindestens einer Präventionsassistentin zeigen zudem eine positive Tendenz in Bezug auf eine Entlastung der Ärztin oder des Arztes, insbesondere im Bereich der Übernahme von präventiven Beratungsgesprächen mit Patienten und Patienteneltern. Diskussion: Die Übernahme von Präventionsleistungen in pädiatrischen Praxen von nicht-ärztlichen Assistenzberufen ist möglich und zeigt positive Effekte auf den Berufsalltag von medizinischen Assistentinnen sowie von ihren Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern. Bisher fehlt eine klar definierte Honorierung der Präventionsangebote als delegierbare Leistung. Ein weiterer Schritt ist nun die Untersuchung von Effekten auf gesundheitsrelevantes Verhalten von Patientinnen und Patienten aufgrund der Erweiterung und Umgestaltung des Präventionsangebotes.

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