Rofo 2015; 187 - WS_WISS407_3
DOI: 10.1055/s-0035-1551003

Klinisch stumme Myokardinfarkte in der MRT bei Patienten mit Koronarer Herzerkrankung

B Klumpp 1, C Bretschneider 1, P Krumm 1, S Mangold 1, M Gawaz 2, K Nikolaou 1, U Kramer 1
  • 1Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Diagnostische und interventionelle Radiologie, Tübingen
  • 2Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Kardiologie, Tübingen

Zielsetzung:

Bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung (KHK) ist eine Kombination aus Perfusion und Late Gadolinium Enhancement (LGE) in der kardialen Magnetresonanztomografie (CMR) ein etabliertes diagnostisches Verfahren. Untersucht wurde die Häufigkeit und Lokalisation klinisch stummer Myokardinfarkte (MI) bei Patienten mit Symptomen einer KHK.

Material und Methodik:

Es wurden 240 Patienten untersucht (63,5 ± 10,5J, 182 m, 58 w). Das Untersuchungsprotokoll beinhaltete neben Funktions- und Perfusionsdiagnostik eine LGE CMR (1,5T: TR 11 ms, TE 4,4 ms, Flip 30 °, Matrix 256, Schichtdicke 6 mm, 0,2 mmol Gadobutrol/kg KG (Gadovist, Schering)). Die Auswertung erfolgte durch zwei unabhängige erfahrene Radiologen basierend auf dem AHA 17-Segment Model. Es erfolgte eine Gruppeneinteilung in Patienten mit vorbekanntem MI und neu diagnostiziertem klinisch stummen MI. Verglichen wurden die Gruppen hinsichtlich Infarktausdehnung, Lokalisation und linksventrikulärer Funktion.

Ergebnisse:

Bei 118 von 181 Patienten (65%) mit KHK konnte ein abgelaufener MI in der LGE CMR nachgewiesen werden. Hiervon war bei 49 (41% der Patienten mit MI, 20% aller untersuchten Patienten, 65,3 ± 11,3J, 45 m, 4 w) Patienten kein MI vorbekannt, bei 8 überhaupt keine KHK. Betroffen waren 3,2 ± 2,1 Segmente im Vergleich zu 4,9 ± 3 Segmente bei 69 Patienten mit vorbekanntem Infarkt (61,3 ± 10,5J, 62 m, 7 f) (p < 0,05), wohingegen die linksventrikuläre EF mit 52 zu 49% ähnlich war (p > 0,05). Bei 27% aller Patienten mit KHK konnte ein zuvor nicht bekannter MI nachgewiesen werden. Stumme MI betrafen deutlich häufiger das LCX Versorgungsgebiet (41% vs. 25%) und seltener das LAD Gebiet (30% vs. 44%) als klinisch manifeste MI (RCA: 29% vs. 31%).

Schlussfolgerungen:

Die LGE CMR weist im Studienkollektiv in nahezu einem Drittel aller untersuchten KHK-Patienten klinisch stumme Myokardinfarkte nach, was der Hälfte aller Infarktpatienten entspricht. Klinisch stumme MI sind häufige Befunde in der CMR, vor allem in der Hinter- und Seitenwand lokalisiert und kleiner als klinisch manifeste MI.