Rofo 2015; 187 - WISS202_3
DOI: 10.1055/s-0035-1550970

4D-Fluss-MRT: Analyse systolischer Druckverläufe in der Aortenwurzel bei Gesunden und Patienten mit Sinusprothese

T Oechtering 1, C Hons 1, J Haegele 1, P Hunold 1, M Scharfschwerdt 2, H Sievers 2, J Barkhausen 1, A Frydrychowicz 1
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Lübeck
  • 2Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Klinik für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie, Lübeck

Zielsetzung:

Die Sinusprothese (SP, Uni-Graft W SINUS, Braun) verspricht als Klappen-erhaltende Aortenwurzelprothese physiologische hämodynamische Verhältnisse. Mit 4D-Fluss-MRT sollte überprüft werden, ob sich die systolischen Druckdifferenzen (ΔP) bei SP-Patienten von gesunden Probanden unterscheiden.

Material und Methodik:

6 Patienten mit SP („Pat“, 55J, 6 m, HF = 71/min) und 12 gesunde, alterskorrelierte Probanden („Prob“, 52J, 1 m, HF = 64/min) wurden mittels 4D PC-MRI an 3T (Philips Achieva) untersucht. Anhand der gemessenen Flussfelder wurde mit MEVISFlow (v9, Fraunhofer MEVIS, Bremen) die Navier-Stokes-Gleichung zur Berechnung von ΔP gelöst. Verglichen wurde ΔP in maximaler Systole (tmax) und den 4 angrenzenden Herzphasen (tmax-1 bis tmax+3). Als Messpunkte dienten „B“ (Bulbus, Höhe V. contracta), „LV“ (Linker Ventrikel, 4 cm proximal von B) und „Ao“ (Aorta ascendens, 4 cm distal von B), wobei 3 Druckdifferenzen ΔP(LV zu B), ΔP(Ao zu B) und der transvalvuläre Gradient ΔP(LV zu Ao) ermittelt wurden.

Ergebnisse:

Bei allen Individuen konnten physiologische Veränderungen von ΔP sowie der Venturi-Effekt, der möglicherweise den Klappenschluss bahnt, nachgewiesen werden. Zu Beginn und zur max. Systole zeigte ΔP(LV,B) Höchstwerte, die sich während der Austreibungsphase bis tmax+3 ausglichen. ΔP(Ao,B) stieg bis tmax+1 entsprechend an, um dann ebenfalls abzusinken. Zur max. Systole tmax war ΔP(LV,B) bei Prob/Pat mit 4,9 ± 1,1/5,4 ± 1,5 mmHg höher als ΔP(Ao,B)= 2,4 ± 1,0/1,5 ± 1,2 mmHg. Der mittlere transvalvuläre Gradient (LV,Ao)= 2,8 ± 0,6/3,3 ± 0,9 mmHg entspricht tiefnormalen Literaturangaben. Die geringen Unterschiede zw. Prob und Pat blieben mit p > 0,05 ohne Signifikanz.

Schlussfolgerungen:

Mit 4D-Fluss-MRT konnten an der Aortenwurzel physiologische Druckdifferenzen samt Venturi-Effekt bei Probanden und Patienten mit Sinusprothese ermittelt werden. Die im Vergleich zur Literatur geringeren Werte sind vermutlich durch die methodenbedingte zeitliche Mittelung erklärbar. Die 4D-Fluss-MRT bietet neuartige Einblicke in die hämodynamischen Verhältnisse in-vivo.