Klin Monbl Augenheilkd 2014; 231 - KV26
DOI: 10.1055/s-0034-1396477

Brachytherapie mittels Rutheniumapplikator bei vasoproliferativen retinalen Tumoren

C Brockmann 1, A Hager 2, M Rehak 2, I Seibel 2, AI Riechardt 2, AM Joussen 2
  • 1Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum
  • 2Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Benjamin Franklin

Hintergrund: Vasoproliferative retinale Tumore (VPRT) sind seltene benigne Netzhauttumore, die unbehandelt zur Ausbildung eines Makulaödems oder einer exsudativen Ablatio retinae mit drastischen Visusreduktion führen können. Neben der Kryokoagulation wird auch die Brachytherapie zur Behandlung eingesetzt. Ziel unserer Studie war es die Langzeitergebnisse nach Brachytherapie mittels Rutheniumapplikator zu analysieren.

Methoden: Retrospektiv wurden alle in unserer Klinik diagnostizierten VPRT, die zwischen 1997 und 2013 mittels Rutheniumapplikator behandelt wurden, analysiert. Neben Alter, Geschlecht und Visus, wurden Tumorprominenz, Rezidivfreiheit und adjuvante Therapien untersucht.

Ergebnisse: Zwischen März 1997 und November 2013 wurden 40 Augen von 39 Patienten (20 Männer, 19 Frauen) mit VPRT und einem durchschnittlichen Alter von 51,4 ± 19,46 Jahren (19 – 85 Jahre) mittels Rutheniumapplikator bestrahlt. Die Tumorprominenz betrug 2,84 ± 0,94 mm (1,36 – 5,10 mm), der Visus lag im Mittel bei 0,42 ± 0,30 (0,03 – 1,0). Die Nachbeobachtungszeit betrug 4,3 ± 3,4 Jahre (1 – 16 Jahre). 67,5% der behandelten Augen (27/40) benötigten nach der Rutheniumbestrahlung keine weitere Therapie. Für 32,5% der Augen (13/40) war aufgrund persistierender oder erneuter Exsudation oder neovaskulärer Komplikationen eine adjuvante Therapie notwendig (anti-VEGF, Vitrektomie bei Blutung, Steroide intravitreal, Kryotherapie, erneute Bestrahlung). Die finale Prominenz lag bei 1,73 ± 0,89 mm (0,70 – 5,50 mm), der Visus bei 0,32 ± 0,22 (0,001 – 0,8). Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied hinsichtlich Alter, Ausgangsprominenz und Dauer der Nachbeobachtung zwischen Rezidivgruppe und rezidivfreien Augen (n > 0,05). Allerdings sahen wir bei 45% der Männer (9 von 11) ein Rezidiv, bei den Frauen hingegen nur bei 21% (4 von 19).

Schlussfolgerungen: Die Rutheniumbestrahlung ist ein etabliertes Behandlungsverfahren bei VPRT und führt bei zwei Drittel der behandelten Augen zur ausreichenden Inaktivierung des Tumors. Als adjuvante Therapieoptionen kommen neben der Kryotherapie, VEGF-Inhibitoren und die intravitreale Steroidgabe zum Einsatz.