Zentralbl Chir 2014; 139 - FV_2_1
DOI: 10.1055/s-0034-1389350

Vermeidung perioperativer Hypothermie: prospektiv randomisierte Studie bei minimalinvasiven thoraxchirurgischen Eingriffen

R Franke 1, A Bräuer 1, A Emmert 1, M Hinterthaner 1, I Brandes 1, M Quintel 1, B Danner 1, F Schöndube 1
  • 1Universitätsmedizin Göttingen

Zielsetzung: Eine perioperative Hypothermie führt zur Zunahme von Morbidität und Mortalität. Für die Vermeidung einer Auskühlung der Patienten sind aktuell unterschiedliche Wärmeverfahren zugelassen. Es existieren jedoch keine wissenschaftlichen Untersuchungen, welche die Wertigkeit dieser Wärmeverfahren bei thoraxchirurgischen Eingriffen vergleichen. Wir untersuchen im Rahmen einer prospektiven randomisierten Studie die Effektivität der konvektiven Luftwärmung versus konduktiver Wärmung zur Vermeidung einer perioperativen Hypothermie bei videoassistierten thoraxchirurgischen Eingriffen (VATS – video-assisted thoracic surgery). Eine Zustimmung der Ethikkommission liegt vor.

Methode: Insgesamt 60 Patienten mit Indikation zur VATS werden in zwei Gruppen (konvektive Luftwärmung vs. konduktive Wärmung) randomisiert. Beide Gruppen werden vor Narkoseeinleitung vorgewärmt. Prä- und intraoperativ erfolgt die Messung von Körperkerntemperatur mittels Stirn- und Nasenmesssonde. Postoperativ wird der Aldrete-Score (postanasthetic recovery score) zwischen beiden Gruppen verglichen.

Ergebnis: Bisher sind 47 Patienten eingeschlossen. 23 Patienten sind in der Gruppe „Konvektion” (Konv.) und 24 Patienten in der Gruppe „Konduktion” (Kond.). Hinsichtlich klinischer Parameter, des operativen Eingriffs, der Vorwärmzeit und der Ausgangstemperatur sind beide Gruppen nicht relevant unterschiedlich (Konv. 36,69 °C ± 0,52 °C vs. Kond. 36,61 °C ± 0,68 °C; p = 0,843). Perioperativ kommt es dann in der Gruppe „Konduktion“ zu einem raschen Absinken der Körperkerntemperatur (Hypothermie). In der Gruppe „Konvektion“ ist eine Normothermie mit leichtem Anstieg der Körperkerntemperatur zu erzielen. Die Stirntemperatur bei Operationsende zeigt einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Versuchsgruppen (Konv. 36,65 °C ± 0,64 °C vs. Kond. 35,91 °C ± 0,52 °C; p < 0,001). Der postoperativ erhobene Aldrete-Score zeigt bei konvektiv gegenüber konduktiv gewärmten Patienten einen geringfügig günstigeren Erst-Wert ohne Signifikanz (Konv. 8,1 ± 1,15 vs. Kond. 7,5 ± 1,61; p = 0,974). Die Aufenthaltszeit im Aufwachraum ist bei beiden Gruppen vergleichbar.

Schlussfolgerung: Eine Hypothermie kann mittels konvektiver Luftwärmung bei videoassistierten thoraxchirurgischen Eingriffen konsequent verhindert werden. Für die Hypothermie bei konduktiv gewärmten Patienten, ist wahrscheinlich die geringe Kontaktfläche in Seitenlage ursächlich.