Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Endo01_02
DOI: 10.1055/s-0034-1387953

Kinderwunschbehandlung bei HIV-Infektion

M Werling 1, A Jank 1, A Tandler-Schneider 1, C Sibold 1, H Kentenich 1
  • 1Fertility Center Berlin, Berlin, Germany

Fragestellung: Heutzutage kann bei Menschen mit HIV von einer annähernd normalen Lebenserwartung ausgegangen werden. Die daraus resultierende Entwicklung langfristiger Lebensperspektiven beinhaltet oft auch den Wunsch nach einem Kind. Ziel dieser Studie war es, die Effizienz und Sicherheit der assistierten Reproduktionstechniken (ART) bei serodiskordanten und -konkordanten Paaren mit HIV zu untersuchen.

Methodik: Eine retrospektive Datenanalyse aller zwischen 02/2002 und 12/2013 am Fertility Center Berlin durch Assistierte Reproduktion behandelter Patienten mit HIV-Infektion (HIV positive Männer und Frauen, konkordante Paare) wurde durchgeführt. Zielstellung war es, die Schwangerschaftsraten von Paaren mit HIV-Infektion und mögliche Serokonversionen zu untersuchen.

Ergebnis: Es liegen Daten von insgesamt 161 Behandlungen an 92 Paaren vor. 44 HIV-positive Frauen wurden mittels IVF/ICSI behandelt mit insgesamt 71 Punktionen, welche zu 17 klinischen Schwangerschaften (FH/ET) führten (27,4%). Davon waren 32 Paare HIV-diskordant (Frau HIV pos, Mann HIV neg) mit einer klinischen Schwangerschaftsrate von 22,7% und 12 Paare HIV-konkordant (beide HIV positiv) mit einer klinischen Schwangerschaftsrate von 38,9%.

48 HIV-diskordante Paare (Mann HIV positiv) wurden per ICSI behandelt mit insgesamt 90 Punktionen mit einer klinischen Schwangerschaftsrate von 44,2%.

Es wurden insgesamt 28 Kryozyklen durchgeführt bei 6 HIV-positiven Frauen (diskordante Paare) mit einer klinischen Schwangerschaftsrate von 20% und 12 HIV-positiven Männern (diskordante Paare) mit einer klinischen Schwangerschaftsrate von 11,1%.

Eine Serokonversion zwischen den Paaren und eine materno-fetale Serokonversion sind nicht aufgetreten.

Schlussfolgerung: Die IVF/ICSI ist ein sicheres Verfahren zur Vermeidung von Serokonversionen bei HIV-Infektion. Die Schwangerschaftsraten sind bei HIV-Infektion der Frau auch in diesem Kollektiv etwas geringer als im Normalkollektiv.