Diabetologie und Stoffwechsel 2014; 9 - P82
DOI: 10.1055/s-0034-1374939

Das Potential der Atemgasanalyse zur Früherkennung von Typ-2-Diabetes nach einem Schwangerschaftsdiabetes

B Mirgeler 1, D Much 1, 2, A Beyerlein 1, 2, S Hummel 1, 2, S Keller 3, V Höllriegl 3, M Fedrigo 3, AG Ziegler 1, 2, M Hummel 1, 2, W Szymczak 3
  • 1Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München, und Forschergruppe Diabetes, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Neuherberg, Germany
  • 2Forschergruppe Diabetes e.V. am Helmholtz Zentrum München, Neuherberg, Germany
  • 3Abteilung Medizinische Strahlenphysik und Diagnostik, Helmholtz Zentrum München, Neuherberg, Germany

Fragestellung: Wir präsentieren eine Substudie der POGO-Studie zum Einsatz massenspektrometrischer Atemgasanalysen (Proton Transfer Reaktion Massenspektrometrie) an 49 ehemaligen Schwangerschaftsdiabetikerinnen mit dem Ziel, ein aussagekräftiges Set exspiratorischer VOCs (volatile organic compound) zu finden, welches mit Risikoparametern zur Früherkennung von Typ-2- Diabetes (T2D) assoziiert ist.

Methodik: Wir sammelten end-exspiratorische Atemluftproben während eines 75 g-oGTT um enthaltene VOCs qualitativ und quantitativ zu analysieren. Mittels Korrelations- und Regressionsanalyse wurden die Atemgasparameter mit T2D-Risikoparametern im Blut (Plasmaglukosespiegel, Insulin- und C-Peptidspiegel), sowie Insulinsensitivitätsindices verglichen. Alle Ergebnisse wurden adjustiert nach Alter, BMI, Zeit zwischen Schwangerschaftsdiabetes und Follow-Up-Termin, Raucherstatus, Medikamenteneinnahme und bestehendem Atemwegsinfekt. Die Probandinnen wurden mithilfe des FINDRISK-Scores zur Risikoeinschätzung für die T2D-Erkrankungswahrscheinlichkeit klassifiziert. Ein Vergleich zwischen der Hoch- und Niedrigrisikogruppe bezüglich exhalierter VOCs fand mittels Hauptkomponentenanalyse statt.

Ergebnisse: Insgesamt 4 von 10 untersuchten Massen (Acetat, Methylacetat/Propionat, Aceton und Ethylacetat) zeigten positive Korrelationen mit T2D-Risikoparametern, wie der C-Peptidkonzentration im venösen Plasma, sowie dem Insulinsensitivitätsindex HOMA (homeostatis model assessment) (Pearson's r von r = 0,259 bis r = 0,300, p < 0,05). Weder in einer Hauptkomponentenanalyse noch mittels logistischer Regression zeigten sich Zusammenhänge zwischen den10 untersuchten Massen und der Hoch- und Niedrigrisikogruppe definiert über den FINDRISK-Score.

Schlussfolgerungen: Die massenspektrometrische Atemgasanalyse stellt ein interessantes Verfahren zur non-invasiven Diagnostik verschiedener Stoffwechselerkrankungen dar. Unseren Daten zufolge ist die Gruppentrennung auf der Basis von VOCs für die Prädiagnostik von Typ-2-Diabetes derzeit noch nicht ausreichend. Dafür verantwortlich ist u.a. die breite interindividuelle Streuung der VOC-Konzentrationen im gesunden Probandenkollektiv. Weitere Untersuchungen sind nötig, um die Atemgasanalyse in der Früherkennung und Diagnostik des T2D zu etablieren