Diabetologie und Stoffwechsel 2014; 9 - P79
DOI: 10.1055/s-0034-1374936

Gestationsdiabetes – Eine multizentrische Analyse von 9125 Patientinnen der multizentrischen DPV-Datenbank: Deskription und Veränderung über die letzten 14 Jahre

M Hummel 1, F Best 2, A Voll 3, K Laubner 4, C Schöfl 5, N Scheuing 6 R Holl 6, für die DPV-Initiative und das BMBF Kompetenznetz Diabetes mellitus
  • 1Diabetologische Schwerpunktpraxis, Rosenheim, Germany
  • 2Diabetologische Schwerpunktpraxis, Essen, Germany
  • 3Diabetologische Schwerpunktpraxis, Traunstein, Germany
  • 4Universitätsklinikum, Freiburg, Germany
  • 5Universitätsklinikum, Erlangen, Germany
  • 6Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, Ulm, Germany

Fragestellung: Durch die Einführung des generellen Screenings hat sich das Interesse an der optimalen Betreuung von Patientinnen mit Gestationsdiabetes erhöht. Anhand der multizentrischen DPV-Datenbank (Meta-Datenbank des BMBF-Kompetenznetzes Diabetes mellitus) werden Veränderungen klinischer Parameter über die letzten 14 Jahre erfasst.

Methodik: Insgesamt 2.432.556 Untersuchungstermine von 299.526 Patienten aus 103 Einrichtungen wurden zwischen Januar 2000 und Juni 2013 in der DPV-Datenbank erfasst, basierend auf anonymisierten longitudinalen Verlaufsdaten, die mit der DPV-Dokumentationssoftware der Universität Ulm standardisiert erfasst werden. Statistiken wurden mit SAS 9.4 berechnet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden im Untersuchungszeitraum 9.125 Patientinnen mit Gestationsdiabetes dokumentiert. Im Mittel waren die Patientinnen bei Diagnose 31,7 Jahre alt, 8% der Frauen rauchen. Der mittlere BMI betrug 30,6 kg/m2, er nahm über die 14 Jahre zu (p < 0,05). Zwar besserte sich der durchschnittliche postprandiale BZ-Wert beim Sprechstundenbesuch (p < 0,0005, Mittelwert: 113,8 ± 43,5 mg/dl), jedoch verschlechterte sich der HbA1c-Wert über die Jahre (p < 0,0001, Mittelwert: 5,3 ± 0,68%). 24,4% der Patientinnen wurden mit Insulin behandelt, ohne signifikante Änderung im Beobachtungszeitraum. 7,9% verwendeten ein schnell-wirkendes Analoginsulin, dieser Anteil nahm signifikant zu (p < 0,0001; 2013: 20,2%). Im Jahr 2013 verwendeten 4,5% ein langwirkendes Analoginsulin (2000: 0%). Die Anzahl der täglichen Injektionszeitpunkte war dagegen rückläufig (2001: 3,4, 2013: 2,5; p < 0,0001).

Schlussfolgerungen: Das relativ hohe Alter bei Schwangerschaft sowie der hohe und zunehmende BMI decken sich mit internationalen Trends, die Ursache für den hohen Anteil Insulin-behandelter Patientinnen muss weiter analysiert werden. Die Auswertung der multizentrischen Datenbank über einen Zeitraum von 14 Jahren zeigt demographische und klinische Charakteristika auf, die zukünftige Präventions- und Therapiekonzepte verbessern können.