Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V26_4
DOI: 10.1055/s-0033-1361359

Schwangerschaft bei hepatisch metastasiertem neuroendokrinen Karzinom des Duodenums

W Schulze 1, V Schmitz 2, H Weidemann 2, HP Müller 3, K von Weizsäcker 1
  • 1Charite – Universitätsmedizin Berlin Campus Virchow-Klinikum, Geburtsmedizin, Berlin, Germany
  • 2Charite – Universitätsmedizin Berlin Campus Virchow-Klinikum, Klinik für Allgemein-, Visceral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Berlin, Germany
  • 3Charité – Universitätsmedizin, Klinik für Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie, Berlin, Germany

Hintergrund: Neuroendokrine Tumore (NET) manifestieren sich zu 75% im Gastrointestinaltrakt. Aufgrund ihrer Seltenheit existieren nur wenige Daten zu Überlebensraten und Prognose. Wir berichten von einer 30-jährigen Erstgravida mit einem primär hepatisch metastasierten NET des Duodenums, die eine Schwangerschaft erfolgreich ausgetragen hat.

Kasuistik: 30-jährige Patientin mit Schwangerschaft kurz nach Diagnose eines primär hepatisch metastasierten neuroendokrinen Karzinoms des Duodenums. In der 10. SSW Progress mit Verschluss der extrahepatischen Gallenwege, Cholangitis und Exulzeration des Tumors in das Duodenum mit erheblichem Blutungs- und Perforationsrisiko. Aufgrund der Kontraindikation einer onkologischen Systemtherapie vor Abschluss der Embryonalperiode und dem imparativen Wunsch nach Schwangerschaftserhalt Entscheidung zur operativen Therapie. Durchführung einer Debulking-OP mit pyloruserhaltender Pancraeticoduodenektomie und atypischer Leberteilresektion. Abschließende Diagnose eines neuroendokrinen Karzinoms des Duodenums, pT2, pN1 (8/8), pM1, G2, R2, L0, V0 bei makroskopisch weiter vorhandenen disseminierten Lebermetastasen.

Ab der 16. SSW Therapie mit Octreotid 30 mg q28. Hierunter „stable disease“. Der Fet zeigte keine sonographischen Auffälligkeiten. Weiterer Schwangerschaftsverlauf bis auf einen insulinpflichtigen Gestationsdiabetes unauffällig. In der 39. SSW Spontangeburt eines gesunden Mädchens (Gewicht 3540 g, NapH 7,17). Das Kind wurde voll gestillt. Unter Octreotidtherapie 18 Monate post partum nach RECIST-Kriterien weiterhin „stable disease“.

Schlussfolgerung: In der Schwangerschaft sind onkologische Therapieoptionen sehr stark begrenzt. Entscheidend ist ein individualisiertes Vorgehen, das gerade in der Paplliativsituation dem Wunsch der Schwangeren angepasst wird. Mit Octreotid steht eine Therapie in der Schwangerschaft und Stillzeit ohne bisher bekannte nennenswerte Auswirkungen auf das Kind zur Verfügung.