Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - V25
DOI: 10.1055/s-0033-1347726

Schwere Präeklampsie und ihr Einfluss auf die mütterliche Lebensqualität

C Stern 1, EM Trapp 2, E Mautner 1, M Deutsch 1, U Lang 1, M Cervar-Zivkovic 1
  • 1Med. Universität Graz, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz, Oesterreich
  • 2Med. Universität Graz, Universitätsklinik für medizinische Psychologie und Psychotherapie, Graz, Oesterreich

Fragestellung: Im Gegensatz zur gesellschaftlichen Wahrnehmung werden Schwangerschaft und Geburt mittlerweile von vielen Autoren als ein kritisches Lebensereignis betrachtet. Darüber hinaus kann das Auftreten schwerer Komplikationen wie Präeklampsie mit ihrer hohen mütterlichen und kindlichen Morbidität und Mortalität einen negativen Einfluss auf die mütterliche Lebensqualität haben. Ziel dieser Studie war die Erhebung der allgemeinen physischen und psychischen Lebensqualität von Frauen nach Präeklampsie und die Evaluierung des Einflusses medizinischer Parameter.

Methoden: 95 Patientinnen nach milder (14,7%), schwerer (74,7%) oder Pfropf-Präeklampsie (10,5%) in einer vorherigen Schwangerschaft wurden zu ihrer physischen und psychischen Lebensqualität mittels standardisiertem Fragebogen zum allgemeinen Gesundheitszustand (SF-12) befragt. Diese wurden mit den Referenzwerten des SF-12 und untereinander mittels ANOVA (one-way analysis of variance) verglichen. Zusätzlich wurde eine Kovarianzanalyse zur Berechnung der Gruppenunterschiede unter Einbeziehung der medizinischen Parameter (Alter, Parität, Geburtsmodus, Zeitintervall zwischen Index-Schwangerschaft und Befragungszeitpunkt, neonatales outcome und neuerliche Schwangerschaft) durchgeführt.

Ergebnisse: Das gesamte Untersuchungskollektiv zeigte signifikant schlechtere Ergebnisse im Bereich der mentalen Lebensqualität im Vergleich zum Referenzkollektiv (p < 0,001), besonders aber jene Frauen nach schwerer Präeklampsie (p < 0,001). Diese Gruppe wies auch signifikant schlechtere Resultate als Patientinnen nach milder Präeklampsie (p = 0,030) auf (s. Abb. 1). Frauen nach Pfropf- Präeklampsie waren im Vergleich zur Standardpopulation weder im mentalen noch im physischen Bereich beeinträchtigt (p = 0,939 bzw. p = 0,895). Diese Unterschiede blieben auch nach Berücksichtigung der medizinischen Parameter statistisch signifikant. Multipara zeigten außerdem bezüglich der mentalen Lebensqualität schlechtere Ergebnisse gegenüber Primipara (p = 0,021). Patientinnen mit einer neuerlichen Schwangerschaft waren verglichen mit zum Befragungszeitpunkt Nicht-Schwangeren in ihrer physischen Lebensqualität signifikant negativ beeinträchtigt (p = 0,044).

Schlussfolgerung: Diese Studie zeigt, dass Frauen nach schwerer Präeklampsie eine erhebliche Beeinträchtigung ihrer mentalen und zum Teil auch ihrer physischen Lebensqualität erleben. Daraus ergibt sich für die Betreuung dieses Risikokollektivs die Notwendigkeit eines interdisziplinären, individuellen Managements. Das Miteinbeziehen von Lebensqualitätsindikatoren in das Betreuungskonzept soll den Schwangerschaftsverlauf und damit das mütterliche und kindliche outcome positiv beeinflussen.

Abb. 1: Vergleich der Studiengruppen mit dem Referenzkollektiv des SF-12 (mentale Lebensqualität)