Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P28
DOI: 10.1055/s-0033-1337169

Einfluss von (S)-Ketamin auf die Erregbarkeit im Motorischen Kortex

O Höffken 1, IS Haussleiter 2, J Lötsch 3, M Tegenthoff 1, A Westermann 4, C Maier 4, P Schwenkreis 1
  • 1Ruhr-Universität, BG-liches Universitätsklinikum, Neurologische Klinik, Bochum, Deutschland
  • 2Ruhr-Universität-Bochum, LWL-Forschungsinstitut für Seelische Gesundheit, Bochum, Deutschland
  • 3Göthe-Universität, Institut für Klinische Pharmakologie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • 4Ruhr-Universität, BG-liches Universitätsklinikum Bergmannsheil, Abteilung für Schmerztherapie, Bochum, Deutschland

Einleitung:

In vorherigen TMS-Studien konnte nachgewiesen werden, dass eine pharmakologische NMDA-Rezeptor-Blockade zu einer Reduktion der Erregbarkeit im motorischen Kortex führt. In einer weiteren Studie jedoch zeigte das Racemat Ketamin, ein nicht-kompetitiver NMDA-Rezeptor-Antagonist, in subanästhetischen Dosen keinen Effekt auf die intrakortikale Erregbarkeit. Ziel dieser Studie war es, die Ergebnisse durch Verwendung des aktiveren Enantiomers (S)-Ketamin zu prüfen.

Material/Methode:

(S)-Ketamin hat eine dreifach höhere Affinität zum NMDA-Rezeptor als das Racemat Ketamin, wobei jedoch nur wenig über seinen Effekt auf die Erregbarkeit im motorischen Kortex bekannt ist. Wir untersuchten 11 gesunde Probanden in einer randomisiert, doppelt-verblindeten Cross-over-Studie unter 4 Bedingungen: Placebo und 3 subanästhetischen Konzentrationen nach intravenös appliziertem (S)-Ketamin (Serum-Ziel-Dosis 10, 30, und 50 ng/ml). Wir bestimmten die intrakortikale Inhibition und Fazilitierung mithilfe eine TMS-Doppelreiz-Paradigmas sowie als zusätzliche Parameter die motorische Ruheschwelle und die cortical silent period.

Ergebnisse:

Nur unter der höchsten Serum-Konzentration von (S)-Ketamin ließ sich eine signifikante Reduktion der intrakortikalen Inhibition sowie eine starke Tendenz zu einer erhöhten Fazilitierung nachweisen. Weiterhin war die silent period signifikant verlängert, die motorische Ruheschwelle verblieb unverändert.

Diskussion:

Subanästhetische dosen von (S)-Ketamin führen zu einer Erhöhung der Erregbarkeit im motorischen Kortex. Vergleichbar mit den Ergebnissen der Untersuchung mit dem Racemat Ketamin war (S)-Ketamin in deutlich geringeren Konzentrationen effektiv. Der beobachtete Effekt auf die Erregbarkeit im motorischen Kortex kann möglicherweise auf eine differenzierte Modulation von (S)-Ketamin im Sinne eines Anstiegs der nicht-NMDA vermittelten, glutamatergen Transmission zurückgeführt werden, der die NMDA-Rezeptor Blockade in subanästhetischen Konzentrationen überwiegt.