Pneumologie 2013; 67 - P465
DOI: 10.1055/s-0033-1334799

Qualität von Tabakkontrolle und Tabakentwöhnung auf verschiedenen Zertifizierungslevels und Dauer der Umsetzung internationaler Standards Rauchfreier Krankenhäuser & Gesundheitseinrichtungen. Ergebnisse einer Mitgliederbefragung

S Mühlig 1, G Bothen 2, A Neumann-Thiele 2, C Rustler 3, A Teumer 2
  • 1Technische Universität Chemnitz, Raucherambulanz Chemnitz, Kooperationsnetz Universitärer Raucherambulanzen (Kura)
  • 2Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften, Institut für Psychologie, Technische Universität Chemnitz
  • 3Deutsches Netz Rauchfreier Krankenhäuser & Gesundheitseinrichtungen Dnrfk e.V., Berlin

Hintergrund: Mitglieder im DNRfK verpflichten sich nach dem Kodex des ENSH-Global Network for Tobacco Free Health Care Services, aktiv zur Reduzierung des Tabakkonsums beizutragen. Der ENSH Standard umfasst 46 verhaltens- und verhältnisorientierte Anforderungen und das Konzept wurde im Rahmen von Modellprojekten des BMG in Deutschland implementiert. Zur Identifizierung von „Guter Praxis“ und Qualitätsüberprüfung wurde ein Peer-Reviewverfahren entwickelt, das seit 2006 fortlaufend weiterentwickelt und international im ENSH Gold Process angewandt wird.

Methode: Daten einer Selbsteinschätzungen nach einem internationalen 10-Punkte Standard werden mit standardisierten Berichten, Peer-Review und Vor-Ort-Besuchen validiert. Eine externe Mitgliederbefragung in 2010 mittels Online-Fragebogen (51 Items) überprüfte die Akzeptanz des Konzeptes und die Qualitätsunterschiede in der Umsetzung nach Zertifizierungslevel und Dauer der Mitgliedschaft.

Ergebnisse: Von N = 181 Mitgliedseinrichtungen beteiligten sich n = 121 an der Studie (Ausschöpfungsquote: 67,4%). Es waren 17% der Kliniken silber-zertifiziert, 43% haben das Bronze Zertifikat erworben, 40% waren noch nicht zertifiziert. Auf dem Gold Level sind 2 Kliniken anerkannt. Die Mitgliedschaft wird weit überwiegend als nützlich angesehen (Informationsgewinnung: 86%; Öffentlichkeitswirkung: 70%). Es werden unterschiedliche Entwöhnungsmaßnahmen angeboten (Motivierende Gesprächsführung: 47%; Kurzintervention: 45%; individuelle Therapiegespräche: 45%), in 63% der Kliniken mit medikamentöser Unterstützung. Die Durchführung der Entwöhnungsinterventionen obliegt primär Ärzten (63%), Pflegepersonal (51%) und Psychologen (51%). Leitlinienorientierte Angebote werden ab dem Silber Level bei 68,8% gegenüber 32,7 auf dem Bronze Level und 31,9 bei Mitgliedern ohne Zertifikat angegeben.

Diskussion + Schlussfolgerungen:<CAPS> </CAPS>Der Kodex wird weitestgehend akzeptiert und konsequent umgesetzt. Die Zertifizierung und zunehmende Dauer der Mitgliedschaft zeigt deutliche Qualitätsverbesserungen bzgl. der Evidenzbasierung. Defizite bestehen bei Train-the-Trainer-Qualifikationen und Nachkontrollen. Die konsequente Umsetzung wird in erster Linie durch fehlende finanzielle und personelle Ressourcen erschwert.