Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - PO9
DOI: 10.1055/s-0032-1329444

Einsatz porciner azellulärer Dermis (Strattice TM) als gewebeersetzendes und -unterstützendes Interponat zur Implantatabdeckung bei problematischen Weichteilverhältnissen in der plastisch-rekonstruktiven Mammachirurgie

S Paepke 1, E Klein 1, D Paepke 1, M Niemeyer 1, M Kiechle 1, J Ettl 1, J Krol 1
  • 1Klinikum rechts der Isar, Frauenklinik, München

Einleitung: Seit 2002 wurden insgesamt 352 haut- und nipple-areola-complex sparende subkutane Mastektomien (NSSM) ausgewertet, wovon 107 mit Gewebeinterponaten (azelluläre Dermis, Netz) versorgt wurden, deren Einsatz bei bisher exzellenten Erfahrungen durch die AGO-Leitlinien empfohlen wird. Die azelluläre Dermis (ADM) dient aufgrund ihrer hervorragenden Eigenschaften im Gegensatz zu netzunterstützten Techniken direkt als Gewebeersatz. Einsetzbar bei schwierigen Hautmantelverhältnissen nach Bestrahlung oder Voroperationen oder Primärrekonstruktionen bei anstehender Radiatio steht somit eine operative Variante zu freien oder gestielten Lappentechniken zur Verfügung. Material und Methoden: Seit 3/11 führten wir 10 Operationen mit sub- und 2 mit epipectoraler Implantateinlage und Bedeckung durch ADM durch. 8 Patientinnen waren wegen Brustkrebserkrankungen voroperiert, davon 4 nach skin sparing mastectomy und nachfolgender Bestrahlung i.R. der Expander-Implantatkonversion, 5 bereits chemotherapiert. Ergebnisse: Die azelluläre Dermis wurde inter- oder epipectoral eingefügt, zumeist unverändert in Form und Größe horizontal, viermal spezifisch zugeschnitten und vertikal im Sinne eines inneren Bra eingenäht. Bei der epipectoralen Implantateinlage erfolgte die Bedeckung durch die ADM, cranial ergänzt durch die schwierig zu präparierende Fascie des M. pectoralis major. Wundkomplikationen mit Nahtdehiszenzen, die bei 2 Patientinnen auftraten, konnten operativ ohne Entfernung der Rekonstruktion über der abdeckenden ADM verschlossen werden. Infektionen traten nicht auf, die Drainageliegedauer betrug im Mittel 9 Tage (7–13). Diskussion: Die Verwendung von ADM erfordert eine detailierte Operationsplanung. Obwohl die Indikation unverändert Dreh- und Angelpunkt für eine erfolgreiche Operation ist, ist das Einhalten wichtiger Operationseinzelschritte, die sich von anderen materialnutzenden Techniken unterscheiden, zu beachten. Die hier vorgestellten Patientinnen wiesen ein hohes Komplikationspotential bei Z.n. Voroperationen und Bestrahlung auf. Die Komplikationsrate war jedoch niedrig und das kosmetische Ergebnis gut. Den großzügigeren Einsatz der ADM limitiert die Notwendigkeit individueller Kostenübernahmeanträge an die Krankenkassen. Hier wäre eine Lösung durch fachgesellschaftsgetragene Bemühungen zielführend.