Dtsch Med Wochenschr 2012; 137(40): 2038
DOI: 10.1055/s-0032-1327183
Korrespondenz | Correspondence
Leserbrief
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Qualifizierungschancen für Nachwuchswissenschaftler in der Inneren Medizin – Positionspapier der DGIM

Career development of young scientists in internal medicine. Position paper of the German Society of Internal Medicine
M. Löhr
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Publication Date:
28 September 2012 (online)

Zum Beitrag aus DMW Nr. 31/32 2012

Mit großem Interesse habe ich den Beitrag der DGIM-Kommission für Wissenschaft und Nachwuchsförderung gelesen [1], den ich sehr begrüße. Alles an dieser Analyse ist richtig. Nach eigenen Erfahrungen in der Ausbildung als Student und Arzt/Postdoc in den USA, der Schweiz, West- und Ostdeutschland sowie nun seit fünf Jahren in Schweden möchte ich zwei aus meiner Sicht wichtige Anmerkungen machen.

Die nicht-wissenschaftlichen Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden erwähnt, sind aber, insbesondere aus skandinavischer Sicht, die wesentliche Voraussetzung für Frauen und Männer. Im Zentrum stehen hier Tageskinderstätten, idealerweise an den Einrichtungen, wie es sie vereinzelt bereits in Deutschland gibt (z.B. DKFZ Heidelberg). Auf den gesellschaftlichen Wandel zu warten, scheint die Handlungsbereitschaft der Politik in Deutschland zu überfordern und würde unter Umständen bedeuten, eine Forschergeneration zu verlieren.

Die Promotion (PhD) geschieht außerhalb Deutschlands später, d. h. während der Facharztausbildung, und entspricht insbesondere in Hinblick auf ihre Eigenschaft als Qualifikation für weitere akademische Meriten der Habilitation. In Schweden wird dazu ein Vertrag zwischen Doktoranden und der Einrichtung geschlossen, der dem Doktoranden Forschungszeiten garantiert. Dies wird von allen respektiert und insbesondere von den Klinikdirektoren und Lehrstuhlinhabern gestützt, weil die Klinik/akademische Einrichtung für jeden abgeschlossenen PhD ein Honorarium bekommt. Im Gegenteil, es werden in der Regel über regionale Programme zusätzliche Forschungszeiten (Lohnersatz) beantragt, damit die Doktoranden in Ruhe forschen können. Missachtung der garantierten Forschungszeiten führen sofort zu akademischen Abmahnungen, was aber praktisch nie vorkommt. Das Nebeneinander von klinischer Tätigkeit und Forschung, insbesondere im Labor, ist nach der dramatischen Arbeitsverdichtung, wie wir sie in den letzten 10 Jahren in Deutschland erlebt haben, nicht mehr zu leisten und kann auch nicht mehr toleriert werden. Dies zu bedauern ist nostalgisch.

Meine Rückkehr vom Postdoc aus den USA nach Deutschland wurde im Übrigen großzügig von der DGIM unterstützt, wofür ich heute noch dankbar bin – durch einen Forschungsförderungsfond, den es in dieser Form nicht mehr gibt.

 
  • Literatur

  • 1 DGIM-Kommission Wissenschaft und Nachwuchsförderung. Qualifizierungschancen für Nachwuchswissenschaftler in der Inneren Medizin. Positionspapier der DGIM: Qualifizierungschancen für Nachwuchswissenschaftler. Dtsch Med Wochenschr 2012; 137: 1586-1588