Gesundheitswesen 2012; 74 - A92
DOI: 10.1055/s-0032-1322078

Ergebnisse eines systematischen Reviews zu Möglichkeiten der Krankheitsprognose mittels einer Methode der personalisierten Medizin bei der Akuten Myeloischen Leukämie

L Pouryamout 1, A Neumann 1, N Trachte 1, J Wasem 1, A Ganser 2, M Port 2
  • 1Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen
  • 2Klinik für Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Stammzelltransplantation, Medizinische Hochschule Hannover

Einleitung/Hintergrund: Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine maligne Erkrankung des blutbildenden Systems, die unbehandelt innerhalb weniger Wochen zum Tod führen kann. Grundlage der Behandlung stellt die Chemotherapie dar. Als weitere Therapieoption steht das Verfahren der allogenen Stammzelltransplantation zur Verfügung. Bekannte prognostische Faktoren sind unter anderem das Alter des Patienten, die Höhe der Leukozytenzahl, die Zytogenetik sowie vorangegangene hämatoonkologische Erkrankungen. Seit jüngerer Zeit bestehen Methoden der personalisierten Medizin, die geeignet scheinen mittels der Bestimmung molgekulargenetischer Marker eine weitere Risikoklassifizierung von Patienten mit AML und eine Aussage über die Krankheitsprognose zuzulassen. Dies wiederum kann die Möglichkeit eröffnen die Entscheidung in Hinblick auf die optimale Therapiestrategie, die von der Risikoklassifizierung abhängig ist, zu beeinflussen. Die Relevanz dieser Möglichkeiten für das Individuum sowie die Gesellschaft werden in den Gesundheitswissenschaften kontrovers diskutiert. Die Frage der Bedeutung von drei genetischen Markern in Bezug auf die Prognose der AML soll im Rahmen eines systematischen Reviews beantwortet werden.

Material und Methoden: Die systematische Literaturrecherche erfolgte im April 2011 in den Datenbanken Embase, Pubmed, Healthstar, Biosis, Web of Knowledge und Cochrane. Die Suchstrategie umfasste Begriffe zum Krankheitsbild der AML, die mittels des Bool'schen Operator ‚OR‘ mit den im Fokus stehenden genetischen Markern NPM1, FLT3 ITD und CEBPA sowie Begriffen bzgl. der Therapie und Prognose verknüpft wurden. Die Einschlusskriterien für den systematischen Review wurden wie folgt definiert: Studien (1) zur normalkaryotypischen AML, in die (2) Patienten im Alter von 16–60 Jahren eingeschlossen wurden, die Ergebnisse zu Therapieoptionen, klinischem Outcome, Prognose im Zusammenhang mit den oben genannten genotypischen Markern evaluieren und in englischer oder deutscher Sprache verfasst wurden. Bei den eingeschlossenen Publikationen erfolgte eine Datenextraktion sowie eine qualitative Datensynthese. Sofern methodisch möglich, wird zudem eine quantitative Datensynthese angestrebt.

Ergebnisse: Mittels der Literaturrecherche konnten insgesamt 1358 Literaturstellen identifiziert werden. Nach Screening von Titel und Abstract verblieben 118 Publikationen, die einem Volltextscreening zugeführt wurden. 16 Studien erfüllten die definierten Einschlusskriterien und wurden in die Analyse einbezogen. Die Datenextraktion und -synthese befindet sich in Bearbeitung. Erste Teilauswertungen weisen auf eine positive Prognose in Bezug auf das Gesamtüberleben bei Vorliegen des FLT3 ITD Wildtyps und der Mutation in NPM1 sowie der Mutation in CEPBA hin.

Diskussion und Schlussfolgerungen: Im Rahmen der systematischen Literaturrecherche konnten eine Reihe von relevanten Publikationen identifiziert und in das Review eingeschlossen werden. Dies unterstreicht die zunehmende Bedeutung von Methoden der personalisierten Medizin. Damit einhergehend erfolgt die zunehmend kritische Diskussion der Bedeutung von Wissen wie zum Beispiel um die Prognose oder die Chance des Therapieerfolges, das aufgrund dieser Verfahren generiert wird, für das Individuum und die Gesellschaft.