Gesundheitswesen 2012; 74 - A21
DOI: 10.1055/s-0032-1322007

Berufseinmündung akademisch ausgebildeter Pflegekräfte – Ergebnisse einer Befragung Personalverantwortlicher in stationären und ambulanten Pflegesettings

S Busch 1
  • 1Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

Hintergrund: Seit knapp 20 Jahren ist es in Deutschland möglich Pflege – oftmals weiterbildend – zunächst in Diplomstudiengängen, in den letzten Jahren in Bachelorstudiengänge zu studieren. Seit 10 Jahren erfolgt zudem in dualen Pflegestudiengängen unterschiedlichster Organisationsformen eine Integration der beruflichen (generalisierten) Gesundheitspflegeausbildung in ein Hochschulstudium. Im Rahmen von Studiengangsevaluationen bzw. der Qualitätssicherung der Hochschulen erfolgen regelmäßige Befragungen zum Berufsverbleib, die insbesondere die Relevanz stationärer und ambulanter Pflegesettings als potentielle Arbeitgeber aufzeigen. Das Pendant dieser Untersuchungen stellt eine Befragung der potentiellen Arbeitgeber dar, sowohl hinsichtlich der tatsächlichen Berufseinmündung bzw. des Bekanntheitsgrades entsprechender Studienabschlüsse.

Daten/Methodik: Vollerhebung bei allen stationären (n=150) und ambulanten (n=355) Pflegeeinrichtungen in Hamburg mittels eines standardisierten telefonischen Interviews basierend auf einer Auswertung von Rechercheergebnisssen in CINAHL und PubMed im Herbst 2011. Befragt wurden nach einem Pretest die Personalverantwortlichen in den Unternehmen, oftmals die Verwaltungsleitungen, in größeren Unternehmungen ggf. auch die Personalleitungen. Das Erhebungsinstrument umfasst Fragen zum Bekanntheitsgrad, zur Einstellung zur akademischen Abschlüssen und zur Funktion, zu den Tätigkeiten entsprechend qualifizierter Beschäftigter. Die Interviewdauer betrug zwischen 4 und 8 Minuten.

Ergebnisse: Die Auswertung erfolgt getrennt für ambulante und stationäre Pflegesettings., Der Response bei ambulanten Einrichtungen betrug 40,8%, somit gingen 145 Einrichtungen in die Auswertung ein. Der Bekanntheitsgrad der Studiengänge war bezogen auf die Diplomstudiengänge mit knapp 94% am höchsten, mit 75% folgt der Bachelorabschluss Pflege, den Abschluss eines dualen Pflegestudiengangs oder eines Masterstudiums kannte hingegen weniger als die Hälfte. In 27, 6% der Einrichtungen waren akademisch ausgebildete Pflegekräfte beschäftigt, wobei immerhin 10 Einrichtungen mehr als eine Pflegeakademikerin beschäftigte erwartungsgemäß steigt die Anzahl mit der Beschäftigtenanzahl. Die überwiegende Mehrzahl (82%) der beschäftigten AkademikerInnen übte leitende Tätigkeiten aus. Der Response bei stationären Einrichtungen betrug knapp 35%, somit konnten 52 Einrichtungen befragt werden. Es wurden ähnliche Bekanntheitsgrade wie bei den ambulanten Pflegeeinrichtungen erzielt, allerdings auf etwas geringerem Niveau. Höher war mit 40,4% hingegen der Anteil der Einrichtungen, die akademisch ausgebildetes Pflegepersonal beschäftigten, wobei dies in der Mehrzahl der Einrichtungen mehr als eine Person war. Tendenziell steigt auch hier die Anzahl der akademisch Ausgebildeten mit der Anzahl der Beschäftigten. Der überwiegende Tätigkeitsbereich lag hier beim Qualitätsmanagement, allerdings spielt auch Aus-, Fort- und Weiterbildung und Beratung eine zentrale Rolle. Erwähnt werden muss, dass sowohl in einem guten Drittel der befragten stationären und der ambulanten Pflegesettings anderweitig qualifizierte Akademiker beschäftigt waren.

Diskussion/Schlussfolgerung: Sowohl der Bekanntheitsgrad als auch der Beschäftigungsgrad von DiplompflegewirtInnen nimmt in klassischen Pflegesettings zu, dabei dominiert immer noch das stationäre Setting. Der Bologna-Prozess ist bei den potentiellen Arbeitgeber noch nicht im notwendigen Umfang angekommen, insbesondere die Abschlüsse dualer bzw. Masterstudiengänge zeigen – obwohl seit über 3 Jahren Absolventen auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sind – sowohl einen geringen Bekanntheits- und einen deutlich geringeren Beschäftigungsgrad. Für in dieser Befragung nicht berücksichtigte Krankenhäuser, wird dieses Ergebnis voraussichtlich anders ausfallen. In jedem Fall ist es dringend geboten, die aktuellen Studienabschlüsse besser in die Praxis zu kommunizieren, gleichermaßen müssen weitergehende Untersuchen auch weiterhin die Bildungserwartungen der potentiellen Arbeitsfelder zielgerichtet erheben und in die Studiengangscurricula übernehmen.