Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - P33
DOI: 10.1055/s-0032-1318554

Gibt es Gründe für die steigende Sectiorate? Eine retrospektive Analyse der Sectiones 1995 und 2005 in der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg

S Kunkel 1, S Schuler 1, B Bauer 1, D Kranzfelder 1
  • 1Missionsärztliche Klinik Würzburg, Abt. für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Durch ante- und intrapartale diagnostische Möglichkeiten und Überwachsungsverfahren wird seit ca. 40 Jahren die abwartende geburtshilfliche Haltung für eine präventiv auf die Sicherheit des Kindes ausgerichtete Geburtsarbeit verlassen. Die Folge ist eine stetige Steigerung der Sectiofrequenz von 5% in den 1960er-Jahren auf heute bis zu 40%.

Fragestellung:

Lassen sich aus der Analyse der Schnittentbindungen Daten ableiten, die eine Steigerung der Sectiofrequenz von 11,4% im Jahr 1995 auf 24,7% im Jahr 2005 unter gleicher ärztlicher Führung in der Missionsärztlichen Klinik erklären?

Material und Methode:

Ausgewertet wurden 117 Schnittentbindungen in den Jahr 1995 und 312 2005.

Ergebnis:

Das durchschnittliche Alter der Mütter ist von 29,93 Jahren im Jahr 1995 auf 30,93 Jahre im Jahr 2005 angestiegen. Der BMI (Body-Maß-Index) der Mütter zum Zeitpunkt der Geburt ist mit 29,3 bzw. 29,6 etwa gleich geblieben. Das durchschnittliche Geburtsgewicht der Kinder lag 1995 bei 3444,4g und 2005 bei 3484,2g. Bei der Indikationsstellung zur Sectio fand sich bei der Indikation Geburtsstillstand, V.a. Missverhältnis eine Steigerung von 21,6% 1995, auf 33,4% 2005. Auch zugenommen hat die Anzahl der primären Re-Sectio's bei Z.n. Sectio im Jahr 2005 gegenüber 1995.

Schlussfolgerung:

Die Daten lassen vermuten, dass nicht handfeste klinische Befunde wie Alter der Mutter, Gewicht der Mutter zum Zeitpunkt der Geburt und das Gewicht der Kinder die Steigerung der Sectiorate bestimmen, sondern subjektive Entscheidungen der Geburtshelfer und der Mutter/Eltern, die sich an forensischen Aspekten und der physischen Belastbarkeit der Mutter orientieren.