Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - P_118
DOI: 10.1055/s-0032-1314615

Strukturierte Weiterbildung zur Diabetespflegefachkraft – eine prospektive kontrollierte Studie

A Bahrmann 1, 2, E Hölscher 3, K Hodeck 4, P Oster 3, WG Daniel 1
  • 1Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik 2, Erlangen, Germany
  • 2Forschungskolleg Geriatrie, Robert- Bosch Stiftung, Stuttgart, Germany
  • 3Bethanien Krankenhaus, Geriatrisches Zentrum am Klinikum der Universität, Heidelberg, Germany
  • 4Institut für Innovatives Gesundheitsmanagement, Berlin, Germany

Trotz des deutschlandweiten Weiterbildungsbedarfs und einer extrem hohen Inzidenz von 6,2% schweren Hypoglykämien pro Jahr in Pflegeheimen standen lange Zeit keine strukturierten und evaluierten Weiterbildungsprogramme für Alten- und Krankenpfleger mit Schwerpunkt Diabetes zur Verfügung.

Probanden und Methoden: Die Weiterbildung zur Diabetespflegefachkraft (DPFK) des IIGM Berlin und des BpA (Bundesveranstalter privater Anbieter) umfasst ein 10-Tages- Curriculum mit je 8 Unterrrichtsstunden pro Tag im Interval von 14 Tagen über insgesamt 6 Monate. Dieses beinhaltet sowohl die Pathophysiologie des Diabetes, Therapieformen, Maßnahmen bei diabetesbezogenen Akut- und Folgeerkrankungen, Selbstkontrolle, Anleitung Betroffener zur Insulininjektion als auch direktes Qualitätsmanagement im Pflegealltag. In einer prospektiv doppelkontrollierten Studie wurde die Effektivität der DPFK untersucht. Das diabetesbezogene Wissen wurde mittels Multiple-Choice- Tests vor (t1), während (t2), am Ende (t3) und 3 Monate nach Abschluss der Weiterbildung (t4) untersucht (Maximum 75 Punkte, Cronbachs alpha 0,82, mittlere Itemschwierigkeit 0,65). Interventionsgruppe: Kursteilnehmer; interne Kontrollgruppe: Altenpflegern derselben Pflegeeinrichtung, aber keine Kursteilnehmer; externe Kontrollgruppe: Altenpfleger von Einrichtungen, die keine DPFK beschäftigen.

Ergebnisse: Insgesamt 81 Altenpfleger nahmen an der Studie teil (48 Interventionsgruppe, 28 interne Kontrollgruppe, 15 externe Kontrollgruppe). Es gab keine Unterschiede hinsichtlich des diabetesbezogenen Wisses zu Studienbeginn. Kurteilnehmer DPFK zeigen einem signifikanten Wissenszuwachs von t1 bis t4 (Punktet 1: 27,9±6,9, t2; 39,4±8,0, t3: 58,1±8,8, t4: 59,3±9,0; p- Wert t1 vs. t4:<0,001)sowie auch die die interne Kontrollgruppe (Punke t1: 27,1±9,4., t2: 34,8±12,8, t3: 36,8±14,7, t4: 44,0±17,1; p<0,001). Dieser Effekt ist durch das Curriculum erklärbar, das direkt Qualitätsstandards in Pflegeeinrichtungen implementiert Die externe Kontrollgruppe zeigt keinen Wissenszuwachs (Punkte t1: 30,9±8,9, t2: 30,8±8,8., t3: 35,0±13,2, t4: 33,7±14,5; n.s.). Zum Zeitpunkt t4 zeigten Interventionsteilnehmer ein signifikant besseres diabetesbezogenes Wissen als die interne Kontrollgruppe (59,3±9,0 vs. 44,0±17,1 Punkte, p<0,001) und die externe Kontrollgruppe (59,3±9,0 vs. 33,7±14,5 Punkte, p<0,001)

Schlussfolgerung: Die Fortbildung DPFK ist hocheffektiv in der Verbesserung des diabetesbezogenen Wissens von Altenpflegern in ambulanter und stationärer Pflege. Zudem werden Qualitätsstandards direkt im Pflegealltag strukturiert implementiert.