Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - A19
DOI: 10.1055/s-0032-1309212

Die junge Mammakarzinompatientin: schlechte Prognose aufgrund des Alters?

I Knapp 1, R Nehoda 1, M Hubalek 1, C Marth 1
  • 1Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich

Fragestellung:

Unterscheidet sich die junge Mammakarzinompatientin unter 35 Jahren von älteren Patientinnen hinsichtlich der Prognose?

Methoden:

Es wurde eine retrospektive Analyse der von 01/2000 bis 09/2011 an der Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe erstdiagnostizierten und/oder erstbehandelten Patientinnen mit primärem Mammakarzinom durchgeführt. Die statistische Analyse erfolgte mit SPSS 18.0.0. Eventfreies Überleben und Gesamtüberleben wurden mittels Kaplan Mayer Methode berechnet. Für die multivariate Analyse wurde die Cox-Regression verwendet.

Ergebnisse:

Insgesamt wurden im gewählten Untersuchungszeitraum 2446 Patientinnen aus der Datenbank ermittelt. Nach Ausschluss von nichtinvasiven Karzinomen, primär fernmetastasierten Patientinnen, Patientinnen älter als 65 Jahre und nicht-operativ behandelten Patientinnen ergab sich ein Kollektiv von 1381 Patientinnen. Es wurden Altersgruppen gebildet: Gruppe 1: <35a (69 Patientinnen), Gruppe 2: 35–50a (598 Patientinnen) und Gruppe 3: 50–65 Jahre (714 Patientinnen). Bei einem mittleren Beobachtungszeitraum von 45 Monaten traten im Gesamtkollektiv 143 Events auf, wobei sich ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Altersgruppen zeigte (Gruppe 1 18/69 (26,1%), Gruppe 2 58/598 (9,7%), Gruppe 3 67/714 (9,4%)). In Bezug auf das Gesamtüberleben ergab sich ebenfalls ein statistisch signifikanter Unterschied (Gruppe 1 13/69 (18,8%), Gruppe 2 18/598 (3%), Gruppe 3 43/714 (6%)). In der multivarianten Analyse für das Gesamtüberleben waren Alter <35a (p=0,001; HR=0,196), pT-Stadium (p=0,01; HR=1,453), Östrogenrezeptorstatus (p=0,023; HR=0,460) und Lymphknotenstatus (p=0,001; HR=4,563) unabhängige Prognosefaktoren. Ein vergleichbares Ergebnis erbrachte die multivariate Analyse des Event-freien Überlebens: Alter<35a (p=0,013; HR=0,468), pT-Stadium (p=0,05; HR=1,251), Östrogenrezeptorstatus (p=0,046; HR=0,556) und Lymphknotenstatus (p=0,001; HR=2,828) sowie der Malignitätsgrad (p=0,03; HR=1,761) waren unabhängige Prognosefaktoren.

Schlussfolgerung:

Es konnte gezeigt werden, dass das Alter der Patientin bei Erstdiagnose ein unabhängiger

Prognosefaktor ist, wobei dies nur für Patientinnen unter 35 Jahren gültig ist.