Pneumologie 2012; 66 - V91
DOI: 10.1055/s-0032-1302549

Prävalenz der pulmonal-arteriellen Hypertonie im Bonner HIV-Patientenkollektiv: Ergebnisse der PAHIBO-Studie

S Pabst 1, C Hammerstingl 2, C Schwarze-Zander 3, J Ohlig 2, T Nussbaum 2, G Nickenig 2, J Rockstroh 3, D Skowasch 2
  • 1Universitätsklinikum Bonn Medizinische Klinik II, Abteilung für Pneumologie und Kardiologie
  • 2Medizinische Klinik II, Universitätsklinikum Bonn
  • 3Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum Bonn

Hintergrund: PAH (pulmonal-arterielle Hypertonie) ist eine seltene und lebensbedrohliche Komplikation bei HIV (human immunodeficiency virus)-Infektion. Eine Untersuchung auf das Vorliegen einer HIV-Infektion gehört zur Standarddiagnostik bei Patienten mit unklarer PAH. Bisherige Studien legen eine Prävalenz der PAH bei HIV-Patienten von etwa 0,5% nahe, sind aber im Studiendesign limitiert; die genaue Prävalenz ist unklar.

Methoden: Die PAHIBO-Studie untersucht in einer prospektiven Querschnittsuntersuchung alle HIV-Patienten des Universitätsklinikums Bonn (n=700) mittels Doppler-Echokardiografie. Bei systolischem PAP (pulmonary arterial pressure) >35mmHg erfolgt die invasive Rechtsherzkatheteruntersuchung. Die Befunde werden mit einem Dyspnoe-Fragebogen (Shortness of breath, SOB) korreliert.

Ergebnisse: Bislang wurden 340 Patienten eingeschlossen (Alter: 23–74 Jahre, durchschnittlich 45±10, 81% Männer). 44/340 (13%) haben echokardiographisch einen sPAP>35mmHg (durchschnittlich 42±4mmHg). Schwere Dyspnoe (SOB>50 Punkte) hatten 33/340 (10%) HIV-Patienten und 11/44 (25%) Patienten mit pulmonaler Hypertonie (PH). Der Rechtsherzkatheter erfolgte bislang bei 22/44 Patienten mit echokardiographisch nachgewiesener PH. Dabei zeigte sich in 4 Fällen eine präkapilläre PAH (inkl. komplettem Work-up und Ausschluss anderer PAH-Ursachen), davon war 1 Fall vorbekannt, in 13 Fällen eine postkapilläre PH und in den restlichen 5 Fällen der Ausschluss einer manifesten PH. Damit zeigt die PAHIBO-Studie eine Prävalenz der HIV-assoziierten PAH von mindestens 4/340 Fällen (1,2%). Zusätzlich zeigte die Studie viele Komorbiditäten: 7% KHK, 8% Herzinsuffizienz, 29% diastolische Dysfunktion, 2% Vitien und 11% COPD.

Schlussfolgerung: Die Prävalenz der HIV-assoziierten PAH liegt vermutlich höher als bislang angenommen; insbesondere kardiale und pneumologische Komorbiditäten sind sehr häufig. Sollten sich diese vorläufigen Ergebnisse weiter bestätigen, ist eine regelmäßiges echokardiographisches Screening auch bei asymptomatischen Patienten zumindest zu diskutieren.