Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - FV08_02
DOI: 10.1055/s-0031-1293253

Gestational Diabetes Prediction Score (GPS): Eine kosteneffektive Möglichkeit zur Vorhersage von Gestationsdiabetes bei Schwangerschaften mit normalem Nüchternblutzucker

CS Göbl 1, L Bozkurt 2, P Rivic 2, G Pacini 3, D Bancher-Todesca 4, A Kautzky-Willer 2
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Allgemeines Krankenhaus der Medizinischen Universität Wien, Wien, Österreich
  • 2Medizinische Universität Wien, Univ.-Klinik f. Innere Medizin III, Klin. Abteilung f. Endokrinologie und Stoffwechsel, Wien, Österreich
  • 3Metabolic Unit, Institute of Biomedical Engineering, National Research Council, Padova, Italy
  • 4Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Allgemeines Krankenhaus der Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich

Ziel: Mit einer jährlichen Inzidenzrate von 14% gilt Gestationsdiabetes (GDM) als bedeutendes Gesundheitsproblem. Das Kosten-Effektivitäts-Verhältnis einer Screeninguntersuchung mittels 75g oralem Glukosetoleranztest (2h-oGTT) wird allerdings kontrovers diskutiert. Von einem alleinigen Screening mittels Nüchternblutzuckermessung (NBZ) wird aufgrund der hohen Rate an falsch negativen Befunden abgeraten. Ziel dieser Studie war ein Modell zur Vorhersage von GDM in Schwangerschaften mit normalem NBZ zu erarbeiten.

Methodik: Evaluierungsstichprobe (ES): Für die vorliegende Untersuchung wurden 883 Schwangere aus den Daten einer prospektiven Studie (5 Zentren; Rekrutierungszeitraum: 2001–2004) eingeschlossen. Trotz unauffälligem NBZ (< 92mg/dl) überschritten 261 (29.6%) Schwangere die empfohlenen Richtwerte für die Diagnose eines GDM. Bei den restlichen 622 (70.4%) Schwangeren konnte ein GDM ausgeschlossen werden (NGT).Validierungsstichprobe (VS): 284 Frauen (220 NGT, 64 GDM), welche von 2007–2010 an der Medizinischen Universität Wien auf das Vorliegen von GDM untersucht wurden. Von den 64 als GDM klassifizierten Frauen zeigten 35 (54.7%) NBZ-Werte < 92mg/dl.

Ergebnis: In der univariablen Analyse zeigten die Faktoren „GDM in einer vorhergehenden Schwangerschaft“, „Glukosurie“, „Makrosomie des Kindes im Ultraschall“, „ethnische Risikogruppe“ sowie „Alter“, „HbA1c“ und „NBG“ direkte Assoziation mit GDM. Mittels multipler logistischer Regression wurde aus diesen Variablen ein Risikomodell definiert (GPS). Dieser erwies sich in einer ROC Analyse als prognostisch relevant (ES: AUC 0.69, 95%CI, 0.64–0.73, p < 0.001; VS: AUC 0.77, 95%CI 0.68–0.86, p < 0.001). Weiters zeigte sich eine signifikante Assoziation zwischen GPS und LGA Geburten.

Schlussfolgerung: GPS ist eine einfache und billige Möglichkeit zur Abschätzung des GDM Risikos von Frauen mit normalem NBZ. In weiterer Folge sollen unter Einbeziehung ethnienspezifischer Prävalenzdaten cut-off Werte mit möglichst hoher Vorhersagekraft evaluiert werden.