Suchttherapie 2011; 12(04): 151
DOI: 10.1055/s-0031-1291290
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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J. Reimer
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Publication Date:
10 November 2011 (online)

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PD Dr. Jens Reimer

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

verbesserte Funktionsfähigkeit und Leistung stellen Inhalte überdauernder, ja fast archetypischer, menschlicher Wünsche dar, führen sie doch zu Überlegenheit und erhöhter Überlebenswahrscheinlichkeit.

Die Diskussion um Neuroenhancement umfasst viele Facetten, die ethische und juristische Aspekte ebenso umfasst, wie Fragen zur Wirksamkeit oder auch der Abhängigkeitsentwicklung.

Auch wenn in diesem Heft der Suchttherapie die Fragen nach einer möglichen Entwicklung einer Abhängigkeit von pharmakologischen Neuroenhancern nicht direkt aufgegriffen werden, so tangiert doch Roland Kipke, Tübingen, in seinem Artikel zur ethischen Bewertung des Neuroenhancements den Kontext der Sucht, indem er u. a. die Themenbereiche Selbstformung, Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung, die im abhängigen Verhalten alterieren, fokussiert.

Haben Sie sich schon einmal beim Aufsetzen Ihrer Brille gefragt, ob Sie nicht einen Neuroenhancer verwenden? Oder ob Sie als Arzt mit der Verschreibung von Neuroenhancern noch einen regelwidrigen Körper- oder Geisteszustand therapieren? Christoph Asmuth, Berlin, gibt einen Einblick aus philosophischer Sicht.

Tade Matthias Spranger, Bonn, sieht derzeit sind noch keine neuen rechtlichen Regulierungen zum Gebrauch von Neuroenhancern. Er umreißt u. a. den Gleichbehandlungsgrundsatz nach Artikel 3, Abs. 1 Grundgesetz, der in verschiedentlichen Kontexten betroffen sein kann.

Der Gebrauch von Neuroenhancern im universitären Umfeld ist sowohl bei Lehrenden als auch bei Lernenden durchaus verbreitet. Die Kollegen Franke, Hildt und Lieb, Mainz, beleuchten mit Ihrer kasuistischen Darstellung 2 Typen von studentischen Konsumenten von Neuroenhancern.

Zum Abschluss des Themenschwerpunktes widmet sich Jutta Kray, Saarbrücken, den Möglichkeiten des kognitiven Trainings im Rahmen der Lebensspanne. Dieses Thema wird uns sicherlich vor dem Hintergrund der alternden Gesellschaft weiter begleiten.

Bis hierhin mag auch Neuroenhancer-assoziierte Leistungssteigerung als ein Teil des persönlichen Glücks betrachtet werden; der Artikel von Jens Kalke, Uwe Verthein, Sven Buth und Philipp Hiller setzt dort an, wo das Glück im Kontext der Spielsucht nicht mehr zu finden ist.

Liebe Leserinnen und Leser,

ich bin überzeugt, dass wir Ihnen mit diesem Heft der Suchttherapie erneut einen bunten, spätherbstlichen Spaziergang durch unser vielfältiges Fachgebiet ermöglichen.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Jens Reimer