Zentralbl Chir 2011; 136 - P_54
DOI: 10.1055/s-0031-1289085

Inzidenz von Sepsis und Pneumonien bei lebertransplantierten Patienten

B Juntermanns 1, S Radünz 1, J Treckmann 1, GM Kaiser 1, A Paul 1, FH Saner 1
  • 1Universitätsklinikum Essen, Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Essen, Germany

Fragestellung: Infektionen stellen aktuell die wichtigsten Ursachen für Morbidität und Mortalität nach Lebertransplantation dar. Seit Dezember 2006 erfolgt in Deutschland die Allokation der Organe nach dem MELD System. In einem historischen Kontrollkollektiv lag die Pneumonierate bei 5,2% sowie die Sepsisrate bei 20,8%. Ziel der Studie war es, die Inzidenz der Pneumonie und Sepsis sowie die Erreger in der MELD-Ära zu evaluieren. Als Vergleich diente ein historisches Kontrollkollektiv.

Methodik: Der klinische Verlauf von 220 lebertransplantierten (Allokation nach dem MELD System) erwachsenen Patienten im Zeitraum von 12/2006 bis 4/2009 wurde analysiert. Alle Patienten wurden auf der gleichen Intensivstation mit einem standardisierten Protokoll behandelt.

Ergebnisse: Der durchschnittliche MELD Score betrug 24 (range: 7–40) im Vergleich zu 13 (range: 8–36). 24,1% (53/220) der Patienten entwickelten eine Sepsis. Insgesamt wurden 73 septische Episoden bei 53 Patienten registriert. Hauptursache der Sepsis waren gram-positive Kokken 51,5% (51/99). 14,1% (14/99) der septischen Ereignisse waren auf Candida spp. zurückzuführen. Extended spectrum β Lactamase (ESBL)-Bildner waren in 2% (2/99) der Fälle verantwortlich für eine Sepsis. 2% (2/99) aller Sepsisfälle war auf Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) zurückzuführen und 9,1% (9/99) aller Sepsisfälle waren assoziiert mit Oxacillin-resistentem Staphylokokkus aureus (ORSA). Pulmonale Infekte traten bei 6,8% (15/220) der Patienten auf. Aspergillus fumigatus konnte zu 33% (9/27) der Fälle als Pneumonieerreger identifiziert werden. Ein Patient hatte eine ORSA Pneumonie zwei andere ein ESBL Pneumonie, die restlichen Pneumonien wurden durch gram-negative Stäbchen verursacht. Die Mortalität der Patienten mit Sepsis bzw. Pneumonie war signifikant höher im Vergleich zum historischen Kontrollkollektiv.

Schlussfolgerung: Lebertransplantierte Patienten haben ein hohes Risiko für lebensbedrohliche Infektionen. Die Pneumonierate ist nicht signifikant unterschiedlich in den beiden Gruppen, jedoch ist die Mortalität größer als im Kontrollkollektiv. Die Rate an septischen Episoden und derer Mortalität ist signifikant höher in der MELD basierten Allokation.