Zentralbl Chir 2011; 136 - P_18
DOI: 10.1055/s-0031-1289049

Wir beschreiben das laparoskopische Management der migrationsbedingten Fehllage des distalen Endes eines ventrikuloperitonealen Shunts im Colon descendens

J Knuth 1, M Detzner 2, MM Heiss 1, F Weber 2, DR Bulian 1
  • 1Klinik für Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie des Krankenhauses Köln-Merheim, Lehrstuhl für Chirurgie I der Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
  • 2Neurochirurgische Klinik Köln-Merheim – Lehrkrankenhaus der Universität Köln, Köln, Germany

Fragestellung: Ein ventrikuloperitonealer (VP) Shunt ist die Standardtherapie des Hydrocephalus.

Komplikationen des intraabdominellen Shunt-Endes, darunter auch Migration, sind häufig. Neurologische Symptome und/oder abdominelle Beschwerden oder lokale Infektzeichen müssen eine zügige Abklärung, ggf. mit endoskopischen Verfahren und der Laparoskopie, nach sich ziehen.

Methodik: Eine 42-jährige Patientin stellt sich mit Kopf- und Bauchschmerzen vor.

Zuvor wurde bei der Patientin ein VP-Shunt angelegt. Ein Jahr vor der aktuellen Behandlung wurde die Patientin einer laparoskopischen Adhäsiolyse bei korrekter Shuntlage unterzogen.

Die Haut über dem subcutanen Shuntverlauf war gerötet, es bestand ein Druckschmerz im linken Unterbauch. Die neurologische Untersuchung war unauffällig, Infektparameter waren normal.

Eine CT-Abdomen zeigte das Katheterende im Colon descendens.

Koloskopisch konnte die intrakolische Lage des Katheters verifiziert werden. In der Laparoskopie sah man keine freie Flüssigkeit und keine Peritonitis. Der intraabdominelle, peritonealisierte Teil des Shuntkatheters trat ins Colon descendens ein. Er wurde an seinem Eintrittspunkt ins Abdomen abgetrennt, von der peritonealen Umscheidung befreit und durch ein Stück Absaugschlauch als „Overtube„ entfernt.

Der Eintrittspunkt ins Colon wurde mittels abwinkelbarem Endo-GIA reseziert. Das restliche Shuntsystem wurde explantiert.

Ergebnis: Der weitere Verlauf war unauffällig, Enterobacter cloacae wurde im Liquor nachgewiesen.

Eine Ventrikeldrainage wurde statt des Shunts platziert. Bei niedrigen Förderraten konnte die Drainage ohne Anlage eines neuen Shunts gezogen werden.

Schlussfolgerung: Eine Shunt-Dysfunktion bzw. abdominelle Beschwerden erfordern eine zügige Diagnosefindung, um eine Migration des Shuntkatheters auszuschließen. Technische Untersuchungen sind wichtig, da VP-Shunt-Patienten sich oft nicht adäquat äußern können. Hier wurde die Fehlposition des Katheters im Colon durch eine CT gesichert. Das Shuntsystem zu belassen, kam somit nicht in Frage.

Laparoskopische Operationen bei Vorhandensein eines VP-Shunts konnten bereits als ungefährlich und effektiv etabliert werden.

Über ein „Overtube„ aus Absaugkathetermaterial kann ein Shuntkatheter nach dem Prinzip eines Bergebeutels laparoskopisch geborgen werden.

Komplikationen eines VP-Shunts sind oft eine interdisziplinäre Angelegenheit. Endoskopie und Laparoskopie können schonende Verfahren zur Diagnosestellung und Behandlung sein.