Zentralbl Chir 2011; 136 - V_36
DOI: 10.1055/s-0031-1289001

Vergleich zweier minimal-invasiver Versorgungstechniken zur Behandlung von proximalen Humerusfrakturen bei 30 Patienten: Marknagelung vs. eingeschobene winkelstabile Platte (Philos®)

C Herren 1, M Lühmann 1, M Graf 1
  • 1Medizinisches Zentrum StädteRegion Aachen GmbH, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Würselen, Germany

Proximale Humerusfrakturen gehören nach den distalen Radiusfrakturen und proximalen Femurfrakturen mit 5–7% zu den häufigsten Frakturen im höheren Alter. Neben der primären Implantation einer Humeruskopfprothese haben sich in den letzten Jahren mit Erhalt des Humeruskopfes die minimal-invasiven Verfahren mit intramedullärer Marknagelung und winkelstabilen Systemen durchgesetzt. In dieser Arbeit werden beide Verfahren miteinander verglichen und bezüglich radiologischer Ergebnisse und klinischem Funktionsumfang nachuntersucht. Die Arbeit erfasst retrospektiv Patienten, die zwischen September 2010 und Februar 2011 versorgt worden sind. Unabhängig von ihrem Alter oder Geschlecht wurden Patienten mit einer 2-part und 3-part-Fraktur nach Codman/Neer eingeschlossen. In 15 Fällen erfolgte die Frakturversorgung mit einem intramedullären Marknagel (Trigen Humeral Nail, Fa. Smith&Nephew). Die andere Hälfte wurde mit einem winkelstabilen Plattensystem (Philos, Fa. Synthes) versorgt. Der Zugangsweg bei Verwendung der Platte erfolgte über minimal-invasiven Deltasplit; der Marknagel wurde antegrad über den Humeruskopf eingebracht. Die jeweiligen OP-Zeiten wurden dokumentiert. 5 Tage postoperativ erfolgte die radiologische Kontrolle der Implantatposition. Zur Nachuntersuchung (6 Wochen, 3 und 6 Monate) erfolgte neben der Erfassung der Schulterfunktion nach dem Constant Score die radiologische Verlaufskontrolle und die Untersuchung des Schultergelenks nach den üblichen klinischen Tests. Insgesamt konnten 30 Patienten in die Studie eingeschlossen werden, davon 21 weibliche und 9männliche Patienten im mittleren Alter von 64,91 Jahren zum Zeitpunkt des Traumas. Von den 30 Frakturen waren 17 2-part und 13 3-part-Frakturen. Die Marknagelung war der Plattenosteosynthese im Hinblick auf die OP-Zeit (80,04 zu 54,07 Minuten) unterlegen. Der Constant Score lag bei der Marknagelung nach 6 Wochen im Mittel bei 61,50 Punkten; nach 3 Monaten bei 72,80, nach 6 Monaten bei 73,50. Für die mit der Philos-Platte versorgten Patienten ergab sich zur jeweiligen Kontrolluntersuchung ein Wert von 59,87, 70,20 und 74,73. Der Bewegungsumfang lag nach Marknagelung insgesamt etwas niedriger als nach Plattenosteosynthese. Unsere Ergebnisse zeigen im Vergleich ein besseres Outcome nach Versorgung mit Plattenosteosynthese. Die OP-Zeiten sind kürzer und das klinisch/radiologische Ergebnis ist nicht zuletzt auf Grund der Möglichkeit der korrekten Tuberculum majus-Reposition besser als nach Marknagelung.