Zentralbl Chir 2011; 136 - V_05
DOI: 10.1055/s-0031-1288969

Die frühzeitige Rückverlagerung des protektiven doppelläufigen Ileostomas

C Schmidt 1, B Meier 1, MK Walz 1
  • 1Kliniken Essen-Mitte, Chirurgie und Zentrum für minimalinvasive Chirurgie, Essen, Germany

Einleitung: Die Anlage von doppelläufigen Ileostomien ist mit dem Risiko einer zusätzlichen Morbidität verbunden. Hohe Flüssigkeitsverluste können zu einer Niereninsuffizienz führen. Üblicherweise werden protektive Ileostomata im Rahmen einer tiefen anterioren Rektum-resektion angelegt und nach 6–8 Wochen rückverlagert. Eine frühzeitige Rückverlagerung könnte zu einer Reduktion der Stoma assoziierten Morbidität führen.

Methodik: Zwischen Januar 2006 und Juli 2011 wurden bei 46 Patienten (28 w/18m) frühzeitige Rückverlagerungen doppelläufiger Ileostomien durchgeführt. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 65 Jahre (30–86). Die Indikation zur Anlage der Ileostomien waren tiefe anteriore Rektumresektionen bei Rektumkarzinomen (n=36) davon 11 neoadjuvant vorbehandelt, perforierte Sigmadivertikulitiden (n=4), mechanischer Ileus bei Colonkarzinom (n=3), iatrogene Colonperforation (n=1) und Rektumresektionen i.R eines Debulkings bei Ovarialcarcinomen (n=2). Im Mittel wurde das Ileostoma nach 14 Tagen (7–26) zurückverlegt. 33-mal wurde eine Resektion mit End-zu-End Ileostomie durchgeführt. Eine Rückverlagerung erfolgte nach Dichtigkeitsprüfung mit retrogradem Kontrastmitteleinlauf und partieller Coloskopie am 10.–12. Tag.

Ergebnis: Der stationäre Aufenthalt wurde durch die Ileostomarückverlagerung um 6,5 Tage verlängert. Die frühzeitige Rückverlagerung gelang bei 45 von 46 Patienten. Einmal waren die subcutanen Adhäsionen Hinderungsgrund für eine Rückverlagerung. Die Dünndarmnähte heilten ausnahmslos primär. Ein Patient verstarb im Multiorganversagen ohne erkennbare chirurgische Ursache. Eine Patientin erlitt eine Spätinsuffizienz 19 Tage nach tiefer anteriorer Rektumresektion und neoadjuvanter Strahlen- und Chemotherapie. Wundinfekte traten bei drei Patienten auf.

Schlussfolgerung: Die frühzeitige Rückverlagerung von protektiven Loop-Ileostomien ist ein für die Patienten sicheres Verfahren und geeignet schwere Komplikationen wie die prärenale Niereninsuffizienz zu verhindern. Bei neoadjuvant behandelten Patienten könnte ein erhöhtes Risiko für späte Anastomoseninsuffizienzen bestehen.