Rofo 2011; 183 - A9
DOI: 10.1055/s-0031-1286208

Ein ungewöhnlicher Fall einer foudroyant verlaufenden cerebralen Toxoplasmoseinfektion

B Kammer 1, B Klein 2, F Hoffman 2, K Bise 3, P Ackermann 4, E Coppenrath 5, I Schmid 2
  • 1Abteilung Pädiatrische Radiologie, Dr. von Haunersches Kinderspital, Klinikum der Universität München
  • 2Klinik für Pädiatrie, Dr. von Haunersches Kinderspital, Klinikum der Universität München
  • 3Arbeitsgruppe Forensische Neuropathologie, Institut für Rechtsmedizin, Universität München
  • 4Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum der Universität München
  • 5Institut für Klinische Radiologie, Klinikum der Universität München

Klinischer Fall: Wir berichten über einen 13J alten Jungen mit Erstdiagnose einer AML 08/2008. Die Therapie erfolgte nach AML-BFM-2004. 14 Monate nach Diagnose trat ein hämatologisches Rezidiv auf. Nach Erreichen einer Remission wurde eine HLA-identische Stammzelltransplantation (SZT) von einem Fremdspender durchgeführt. Am Tag 240 nach SZT erkrankte der Patient an einer progredienten Enzephalitis. Die LP ergab 370/3 Zellen. Zu diesem Zeitpunkt waren IgG und IgM für Toxoplasmose negativ. Am Tag 251 nach SZT wurde der Patient somnolent und es traten Krampfanfälle auf. Trotz Anlage von VP-Shunts bei Erweiterung der Seitenventrikel und Hirnödem verstarb der Patient am Tag 263 nach SZT.

Diagnostik: Weder die durchgeführten CCTs noch die MRTs zeigten eine prototypische Manifestationsform einer Toxoplasmoseinfektion. In den MRT-Untersuchungen fanden sich progrediente Signalanhebungen in der FLAIR und in der T2-gew. Sequenz um das Ventrikelsystem, pulvinar, im Hippokampus, im Gyrus parahippocampalis, fronto-basal und vornehmlich kortikal an der Mantelkante okzipital. Zum Teil nahmen die beschriebenen Veränderungen KM auf. Unsere Arbeitdiagnose war eine unklare Enzephalitis.

Obduktion: Bei der Obduktion fanden sich eine große Anzahl von Toxoplasmazysten und Tachyzyten vornehmlich periventrikulär aber auch kortikal zusammen mit einer ausgeprägten serofibrinösen nekrotisierenden Entzündung und ein vollständiger Verschluss des Aquädukts durch Entzündung und massenhaft Toxoplasmose-Erregern.