Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - V1_4
DOI: 10.1055/s-0031-1280480

Blutungen unter der Endometriosetherapie mit Dienogest – ein Problem?

G Köhler 1, H Fluhr 1
  • 1Univ.-Frauenklinik, Gynäkologie Onkologie, Greifswald, Deutschland

Einleitung: Das Gestagen Dienogest (DNG) stellt eine innovative wirkungsvolle hormonelle Behandlung der Endometriose dar. Ein wesentliches Ziel der Hormontherapie ist u.a. die Erzeugung eines hypoestrogenen Zustands durch Ausschalten des Regelzyklus und der Regelblutung. Durch zahlreiche Untersuchungen ist unter kontinuierlicher Gabe von tgl. 2mg DNG die Suppression der zyklischen Abläufe mit konsekutiver Anovulation wie auch die Entstehung einer Endometriumatrophie belegt. Unter der Behandlung werden dennoch häufig Blutungsereignisse beobachtet. Sie treten mehrheitlich als Schmierblutungen bzw. Spottings auf, kommen meist innerhalb von 7 Tagen spontan zum Stillstand, beunruhigen jedoch gelegentlich Patientinnen und Arzt.

Material und Methode: Registriert und ausgewertet wurden die Blutungsereignisse bei 220 Pat. mit einer endoskopisch gesicherten Endometriose, die 24 Wochen mit tgl. 2mg DNG behandelt wurden.

Ergebnisse: Während des gesamten Behandlungszyklus blieben nur 18,5% der Frauen völlig blutungsfrei. Die Zahl der Blutungsereignisse nahm allerdings mit der Behandlungsdauer ab (Blutungsfreiheit Monat 1–3 20,9%, Monat 4–6 35,9%). Ingesamt registrierten 30% der Pat. 1–3, 30,8% 4–6 und 20,2% der Frauen mehr als 6 Ereignisse während der 24wöchigen Therapie. Die Anzahl und Dauer der Blutungsereignisse hatten keinen negativen Einfluss auf das das endoskopisch gesicherte Behandlungsergebnis bzw. auf den Therapieeffekt bezüglich der endometrioseassoziierten Symptome. Geprüft wurden zudem 3 Behandlungsschemata (Dosiserhöhung, Dosiserniedrigung bzw. Beibehaltung des Einnahmemodus während der Blutung). Die unveränderte fortlaufende Einnahme von tgl. 2mg ist als das Optimum anzusehen. Kommt es dennoch innerhalb von 7 Tagen nicht zu einem Blutungsstillstand, ist dieser immer durch eine 5täige Einnahmepause zu erzielen. Keine der 220 Pat. hat die Behandlung wegen der Blutungen abgebrochen.

Schlussfolgerungen: Die Blutungsereignisse unter DNG sind ein allgemeines Gestagenproblem. Sie erfolgen aus einem atrophen Endometrium und sind daher ein Ausdruck des Wirkungsmechanismus. Da es sich um irreguläre und nicht um hormonell ausgelöste zyklische Blutungen handelt, wird somit das Therapieziel der Erzeugung einer Amenorrhoe auch nicht verletzt. Die Blutungen sind deshalb auch ohne Einfluss auf das Behandlungsergebnis. In dieser Weise kann beruhigend auf die betroffene Pat. eingewirkt werden. Das einzige Problem bleibt nur die Unmöglichkeit das Auftreten und die Dauer der Blutung vorherzusagen. Mit Blick auf das Therapieziel wird dieses Problem jedoch von der Pat. akzeptiert.