Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P233
DOI: 10.1055/s-0031-1277504

Diabetes-Schwerpunktpflegedienste sichern die Versorgung geriatrischer Patienten mit Diabetes mellitus

K Hodeck 1, S Trept 1, KD Jannaschk 2, A Bahrmann 3
  • 1Institut für Innovatives Gesundheitsmanagement GmbH, Berlin, Germany
  • 2Gesundheitsmanagement, Berlin, Germany
  • 3Bethanien Krankenhaus, Geriatrisches Zentrum am Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany

Fragestellung: In Pflegeeinrichtungen ist aktuell ungefähr ein Drittel der Patienten von Diabetes mellitus betroffen. Aufgrund demographischer Veränderungen ist die Tendenz steigend. Eine unzureichende Versorgung älterer Menschen mit Diabetes schränkt deren Lebensqualität ein und sorgt für vermeidbare Kosten im Gesundheitssystem. Die Versorgung dieser Patientengruppe stellt besondere Anforderungen an die Pflegekräfte, den Pflegeprozess und die Zusammenarbeit mit Diabetologischen Schwerpunktpraxen. Im Rahmen des vorliegenden Pilotprojektes haben sich drei Pflegedienste auf die Versorgung dieser Patientengruppe spezialisiert. Ziel der begleitenden Pilotstudie war es, Erkenntnisse über die Herausforderungen und Effekte des Zertifizierungskonzeptes „Diabetes-Schwerpunktpflegedienst (DSPD)„ zu erhalten.

Methodik: Es wurden umfangreiche Daten zur Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität vor Beginn und nach Zertifizierung durch strukturierte fragebogengebundene Analysen erhoben. Zu beiden Messzeitpunkten wurden zusätzlich Daten zur Wahrnehmung der struktur- und prozess- und behandlungsbedingten Veränderungen durch die Mitarbeiter (N=32), die Patienten mit Diabetes (N=28) sowie die behandelnden Ärzte (N=7) mittels semistandardisierter Fragebögen erhoben und deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse: Die Diabetes-Prävalenz in den Piloteinrichtungen lag bei 15% –30%. In den Einrichtungen haben insbesondere die Mitarbeiterqualifizierung (+ 33,7%), der Diabetes-Pflegeprozess (+ 34,6%) und Aspekte der Versorgungsergebnisse (+ 32,1%) von der Zertifizierung profitiert. Die von den Pflegekräften als gut bis sehr gut bewertete Diabetikerversorgung erhielt eine Aufwertung um 17,3%. Die Angst vor Mehrarbeit war gering (60% kaum/gar nicht vs. 16% stark/sehr stark). Über die Hälfte der Mitarbeiter war u.a. bereit, an regelmäßigen Qualitätszirkeln (58,0%) und externen Qualifizierungsmaßnahmen (62,0%) teilzunehmen. Als Wege zur Problemlösung wurden vorrangig Diskussionen im Rahmen der Dienstbesprechungen (28,1%), Qualitätszirkel (21,9%) sowie die Arbeit auf Leitungseben (18,8%) benannt. Die befragten Diabetiker waren im Mittel 78,8 (±8,1) Jahre alt, zu 57,1% insulinpflichtig und zu 21,4% Wundpatienten. Vor Beginn stuften sie die Versorgung überwiegend befriedigend (50,0%) ein. Zum Ende empfand die Mehrheit diese als gut (66,7%). Von den sieben Hausärzten haben sechs positive und sehr positive Veränderungen bemerkt. Hierzu zählte mehr Fachkompetenz und konkreteres Feedback (je n=4) sowie klarere Zielvereinbarungen, gezielteres Nachfragen und aussagekräftigere Dokumentationen (je n=3). 57% (n=4) der Ärzte fühlten sich durch die Arbeit der DSPD entlastet.

Schlussfolgerung: Diabetes-Schwerpunktpflegedienste bieten eine im Vergleich zu normalen Pflegeeinrichtungen höhere Versorgungsqualität bei Menschen mit Diabetes. Als Spezialisten stellen sie fachkompetente Partner für Diabetes assoziierte Versorgungsnetze dar.