Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - KND2
DOI: 10.1055/s-0031-1277264

Ketoazidosehäufigkeit bei Kindern, die an einem Risiokoscreening für T1D teilnehmen

C Winkler 1, E Schober 2, AG Ziegler 1, R Holl 3
  • 1Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München, Neuherberg, Germany
  • 2Universitäts-Kinderklinik Wien, Wien, Austria
  • 3Institut für Epidemiologie, Universität Ulm, Ulm, Germany

Fragestellung: Der Typ 1 Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung und eine der häufigsten Erkrankungen im Kindesalter. Sie erfolgt aus einer selektiven Zerstörung der Insulin produzierenden Beta-Zellen im Pankreas durch das körpereigene Immunsystem. Bereits Jahre vor Ausbruch der Krankheit lassen sich in der Phase des Prädiabetes spezifische Autoantikörper im Blut nachweisen, die gegen Bestandteile der Insulin produzierenden Beta-Zellen gerichtet sind. Die Messung der verschiedenen Inselautoantikörper ist für die Prädiktion und Diagnostik des Typ 1 Diabetes etabliert und ermöglicht eine individuelle Stratifizierung des Risikos. Ziel war es zu untersuchen, ob durch regelmäßiges Autoantikörper-Screening bei Kindern frühzeitig die Diagnose Typ 1 Diabetes gestellt und dadurch Verlauf der Erkrankung nach Diabetesmanifestation begünstigt wird.

Methode: Im Rahmen der prospektiven BABYDIAB Studie und der Münchner Familienstudie werden Kinder/Jugendliche mit einem erstgradigen Verwandten mit Typ 1 Diabetes regelmäßig auf die Entwicklung von Inselautoantikörpern und Typ 1 Diabetes untersucht. Das Diabetes Patienten-Verlaufsdokumentationssystem (DPV) erfasst und sammelt diabetes-relevante Daten von Kindern und Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes aus ganz Deutschland. In der aktuellen Untersuchung wurden klinische Parameter bei Manifestation (Ketoazidose, HbA1c, Blutzucker, Länge des Krankenhausaufenthalts) sowie in den ersten 5 Jahren nach Diagnose (HbA1c und Insulinbedarf im klinischen Verlauf) ausgewertet. 75 Inselautoantikörper-positive Kinder/Jugendliche, die im Rahmen von prospektiven Studien (BABYDIAB, Münchner Familienstudie) an Typ 1 Diabetes erkrankt sind, wurden in der DPV Datenbank gefunden. Als Vergleichskollektiv dienten 47.485 Kinder/Jugendliche mit Typ 1 Diabetes aus der DPV Datenbank ohne Risikoscreening vor Diagnose.

Ergebnisse: Bei Diabetesmanifestation hatten Kinder/Jugendliche, die im Rahmen von prospektiven Studien regelmäßig auf Inselautoantikörper gescreent wurden einen geringeren HbA1c (9,1% vs. 11%, p<0,001) und eine geringere Ketozidose-Prävalenz (6,1% vs. 28,2%, p=0,025). Außerdem zeigte sich, dass Kinder, die im Verlauf der prospektiven Studie an Typ 1 Diabetes erkrankten, kürzer stationär betreut wurden (10,2 Tage vs. 14,1 Tage, p=0,002). Ähnliche Ergebnisse konnten beobachtet werden, wenn in der Analyse nur Kinder/Jugendliche mit einem erstgradigen Verwandten mit Typ 1 Diabetes berücksichtig wurden. Keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen konnte im Hinblick auf HbA1c und Insulinbedarf während der ersten 5 Jahre nach Diagnose festgestellt werden.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse legen nahe, dass durch ein Autoanitkörper-Screening die Manifestation von Typ 1 Diabetes bei Kindern frühzeitig diagnostiziert werden kann. Somit können Komplikationen bei Manifestation vermieden werden. Jedoch konnte kein Vorteil für den klinischen Verlauf der Erkrankung nach Diagnose beobachtet werden.