Klin Padiatr 2011; 223 - P009
DOI: 10.1055/s-0031-1273809

Reaktivierung von Windpocken nach Rituximabtherapie

K Sauerstein 1, K Amann 2, W Rascher 3, K Dittrich 1
  • 1Kinder- und Jugendklinik, Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
  • 2Nephropathologie, Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
  • 3Kinder- und Jugendklinik, Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen

Während eine Herpes Zoster Erkrankung unter Immunsuppression nicht selten ist, stellt eine generalisierte Windpockeninfektion bei bereits immunisierten Patienten eine absolute Rarität dar.

Im Folgenden berichten wir über eine 18 Jahre alte Patientin, die nach 1,5 jähriger Hämodialyse bei steroidresistentem nephrotischen Syndrom vor 4,5 Jahren transplantiert wurde. In den letzten 4 Jahren kam es im Rahmen einer chronischen Transplantatabstoßung mit rezidivierenden, teils steroidresistenten, Abstoßungsreaktionen bereits zu einer deutlichen Einschränkung der Nierenfunktion (GFR nach Schwartz 30ml/min/1,73m²). Unter Immunsuppression mit Tacrolimus, Mycophenolat-Mofetil und Prednison kam es vor 2 Monaten zu einer erneuten Abstoßung (Kreatininanstieg von 3,36mg/dl auf 5,03mg/dl). Die Nierenbiopsie zeigte CD 20 positive Zellinfiltrate, so dass zusätzlich zu den Methylprednisolonstößen ein Therapieversuch mit einmaliger Gabe von 375mg/m² Rituximab unternommen wurde, wonach es zu einer leichten Besserung der Nierenfunktion kam. Achtzehn Tage nach Rituximabgabe stellte sich die Patientin jedoch notfallmäßig mit heftigsten Thoraxschmerzen und Fieber wieder vor. Im Rahmen der klinischen Untersuchung fiel ein für Varizellen typisches Exanthem am Kopf auf, welches sich im Verlauf auf den Stamm ausbreitete. In der durchgeführten PCR konnte die Verdachtsdiagnose einer Windpockenerkrankung gesichert werden. Unter intravenöser Aciclovirtherapie kam es schnell zur Besserung der Beschwerden und zum Abklingen des Exanthems, so dass die Patientin nach 8 Tagen entlassen wurde. Die Nierenfunktion erreichte im Verlauf wieder das Ausgangsniveau.

Trotz durchgemachter Varizellenerkrankung im Kindesalter und einer Herpes Zoster Infektion kurz nach Nierentransplantation kam es bei unserer Patientin nach Rituximabtherapie erneut zu einer Reaktivierung der Varizella Zoster Viren, allerdings nicht wie typischerweise zu erwarten, im Rahmen eines lokalisierten Herpes Zoster, sondern als generalisierte Windpockeninfektion.