Klin Padiatr 2011; 223 - V05
DOI: 10.1055/s-0031-1273785

Die antivirale Prophylaxe mit (Val-)Ganciclovir senkt deutlich die Inzidenz der EBV-Primärinfektion nach pädiatrischer Nierentransplantation

B Höcker 1, S Böhm 2, M Pohl 3, U John 4, MJ Kemper 5, H Fehrenbach 6, M Wigger 7, B Tönshoff 8
  • 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Heidelberg
  • 2Hygiene-Institut, Heidelberg
  • 3Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg i. Br.
  • 4Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Universität Jena, Jena
  • 5Universitätsklinik f. Kinderheilkunde, Hamburg
  • 6Kinderklinik Memmingen, Memmingen
  • 7Universitäts-Kinderklinik, Rostock
  • 8Klinik Kinderheilkunde I, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Heidelberg

Problemstellung: Daten über den Effekt einer Chemoprophylaxe mit (Val-)Ganciclovir auf die Entstehung einer EBV-Primärinfektion/-Reaktivierung als Risikofaktor einer PTLD nach pädiatrischer NTx fehlen bisher.

Patienten und Methoden: Im Rahmen einer prospektiven, multizentrischen Studie an 114 pädiatrischen NTx-Empfängern (11,1±5,9 Jahre) erfolgte eine Subgruppenanalyse bzgl. des Effektes einer antiviralen Prophylaxe mit (Val-)Ganciclovir und/oder CMV-Hyperimmunglobulin (Ig) auf die Entstehung einer EBV-Virämie im 1. Jahr nach NTx. Von 80 Patienten mit bekanntem Spender(S)/Empfänger(E)-EBV-Serostatus fielen 28 (Alter 7,8±5,3 Jahre) in die Hochrisikogruppe (S+/E-) für eine EBV-Primärinfektion (PI).

Ergebnisse: 17/28 (61%) Hochrisiko-Patienten entwickelten eine PI, 10/17 (59%) zeigten klinische Symptome (n=6 unspez. EBV-Infektion, n=2 mittelschwere EBV-Erkrankung, n=2 PTLD). 4/17 (24%) Pat. hatten trotz hoher, persistierender EB-Viruslast (VL, 6,5±4,9×104 Genome/ml Vollblut) keinerlei klin. Symptomatik. Die antivirale Prophylaxe mit (Val-)Ganciclovir±CMV-Ig führte bei Hochrisiko-Patienten zu einer signifikanten Reduktion der PI im 1. Jahr nach NTx (PI bei 9/20 mit vs. 8/8 ohne Prophylaxe, p=0,01). 12 Monate nach NTx blieben 55% der Pat. mit Prophylaxe EB-Virämie-frei vs. 0% ohne Prophylaxe. Auch die alleinige Gabe von (Val-)Ganciclovir senkte die Inzidenz der PI signifikant (p=0,007, Abb. 1). Ein additiver Effekt von CMV-Ig auf die Inzidenz der PI war nicht nachweisbar (p=0,64). Art und Intensität der Immunsuppression, quantifiziert nach dem modifizierten Vasudev-Score, beeinflussten weder die Entstehung einer PI noch die Höhe und Persistenz der VL oder die klin. Symptomatik. 12/18 (67%) Tac-Patienten vs. 6/10 (60%) CsA-Patienten entwickelten eine PI.

Schlussfolgerung: Die antivirale Prophylaxe mit (Val-)Ganciclovir verringert die Inzidenz einer EBV-Primärinfektion bei Hochrisiko-Patienten nach pädiatrischer NTx signifikant und reduziert somit möglicherweise das Risiko einer EBV-assoziierten PTLD.

Abb. 1: Effekt der alleinigen antiviralen Prophylaxe mit (Val-)Ganciclovir auf die EB-Viräremie bei Hochrisikopatienten (S+/E-) im 1. Jahr nach NTx