Klinische Neurophysiologie 2011; 42 - A4
DOI: 10.1055/s-0031-1272657

Die Kombination von trankranieller Parenchymsonografie und ADC Messung ist bei der Diagnose der Parkinson-Syndrome überlegen

I. Reuter 1, K. Weber 1, S. Mehnert 1, M. Kaps 1
  • 1Gießen

Trotz der Diagnosekriterien für die idiopathische Parkinsonerkrankung ist die Unterscheidung von atypischen Parkinsonsyndromen zuweilen schwierig. Die Unterscheidung zwischen atypischem und idiopathischem Parkinson-Syndrom ist wichtig für die Behandlung und Prognose. In den letzten Jahren wurden neue MRT-Techniken entwickelt, die zur Unterscheidung der Erkrankungen beitragen sollen.

Zielsetzung: Ziel der vorliegenden Studie war herauszufinden, ob der ADC Wert zur Identifizierung des idiopathischen Parkinson-Syndroms geeignet ist und ob die Transkranielle Parenchymsonografie eine zusätzliche Diagnosesicherheit bringt.

Methodik: Je 20 Patienten mit klinisch gesicherter Diagnose eines idiopathischen Parkinson-Syndroms (IPS), eines IPS mit vaskulären Läsionen, einer Multisystematrophie vom Parkinsontyp (MSA-P), einer Multisystematrophie vom cerebellären Typ (MSA-C), einer Progressiven supranukleären Blickparese (PSP) und altersentsprechende gesunde Kontrollpersonen klinisch, mittels diffusionsgewichtetem MRT (Bestimmung ADC Koeffizient) und transkranieller Parenchymsonografie untersucht.

Ergebnisse: Der ADC Wert im Putamen unterschied das IPS (76,3) von der MSA-P (104,4), MSA-C (106,5) und PSP (98,1). IPS-Patienten mit vaskulären Läsionen hatten höhere ADC Werte (85,2/78–98), sodass im Einzelfall eine Unterscheidung zu MSA oder PSP-Patienten nicht möglich war. Statistisch lag der Gruppenmittelwert jedoch signifikant unter dem der MSA-P und MSA-C Gruppen. PSP- und MSA-Patienten konnten durch den ADC-Wert im mittleren Kleinhirnstiel unterschieden werden (PSP:80,5;MSA-P: 94,7; MSA-C: 97,3). Das für die PSP typische Mickey mouse- und das für die MSA als typisch erachtete hot cross bun-sign lagen maximal in 40% vor. Eine hyperintense Substantia nigra (SN)lag bei 38/40 IPS-Pat. ohne und mit vaskulären Läsionen vor (mean:0,28/0,27cm2). Je ein Patient der MSA-P, MSA-C und PSP-Gruppe hatten eine hyperintense SN. Diese Patienten hatten erhöhte ADC Werte im Putamen und mittlerem Kleinhirnstiel. Ein erweiterter 3. Ventrikel mit über 10mm lag in 7 IPD-Pat. mit vaskulären Läsionen und 3 MSA-Patienten vor.

Zusammenfassung: Insgesamt konnte mithilfe der Kombination von MRT-Parametern und der Ergebnisse der transkraniellen Parenchymsonografie zwischen den Gruppen sicher unterschieden werden. Die ADC Messung war hilfreicher als die Zeichen: hot cross bun, mickeymouse, humming bird, hypotintenses Putamen, da diese bei bis zu 40% der MSA bzw. der PSP-Patienten nicht vorlagen.