Gesundheitswesen 2010; 72 - P189
DOI: 10.1055/s-0030-1266696

Die stationäre Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Sachsen. Ein Vergleich mit Rheinland-Pfalz

P Peschel 1, O Schoffer 2, J Kugler 1
  • 1Medizinische Fakultät der TU Dresden, Dresden
  • 2Forschungsdatenzentrum, Dresden/Kamenz

Einleitung: Einst fatale Kinderkrankheiten können mittlerweile routinemäßig gut behandelt werden. Die Betroffenen erreichen somit das Jugend- und Erwachsenenalter. Eine Befragung der Europäischen Vereinigung der Kinderärzte (EPA) zeigte, das es in 15 europäischen Ländern spezielle Krankenhausabteilungen für Jugendliche gibt. Spezielle ambulante Kliniken für Jugendliche haben 18 Länder. Bereiche für Jugendmedizin sind in US-amerikanischen Krankenhäusern in pädiatrischen Abteilungen ansässig oder mit ihnen verbunden. Im KiGGS des RKI wird mit steigendem Alter eine stetige Zunahme von Operationserfahrungen festgestellt. Danach sind rund 50% aller Jugendlichen schon einmal operiert worden. Dieser Beitrag geht der Frage nach, wo und wie häufig Kinder und Jugendliche stationär behandelt wurden. Methode: Basis der Analyse ist die Krankenhaus-Diagnosestatistik seit 2000. Geschlecht (m, w), Alter (0–18 Jahre), Bundesland (BL) und die Fachabteilung flossen ein. Weiterhin war der Patientenwohnort gleich der Behandlungsort. Beide BL sind demografisch und strukturell vergleichbar. Ergebnisse: In SN wurden insgesamt 504.875 Fälle behandelt, in RLP waren es insgesamt 434.772 Fälle. In der Geschlechterverteilung unterscheiden sich beide BL sehr signifikant (p<0,01) bzgl. des Bevölkerungsanteils; mehr männliche Fälle als männliche Personen wurden behandelt. In SN unterscheidet sich die Verteilung der Fälle über den Fachabteilungstyp (Erwachsenen- vs. Kinderstation) sehr signifikant (p<0,01), überwiegend auf Kinderabteilungen (54,9%). Für RLP ist es umgekehrt, überwiegend auf Erwachsenenstationen (56,2%). Diskussion: Die Behandlung von Kindern und Jugendlichen erfolgt nicht nur auf pädiatrischen Stationen. Gründe hierfür sind möglicherweise nicht nur medizinische, sondern auch soziale sowie ärztliche Einstellungen und die Verfügbarkeit von Versorgungsangeboten. Patientenseitig kann dies mit einem Wandel des Behandlungsbedarfs zusammenzufallen. Die unterschiedliche Organisation scheint ein weiterer Einflussfaktor zu sein, pädiatrisch eher ganzheitlich und familienorientiert, im Erwachsenenalter eher organspezifisch und personenbezogen. Auch die Wahrnehmung der Pädiatrie und der Erwachsenenmedizin wird beschrieben als zwei verschiedene Subkulturen mit signifikanten Unterschieden. Jugendmedizin ist in Deutschland keine Subspezialisierung, weder für Pädiater, Allgemeinmediziner noch Internisten.