Gesundheitswesen 2010; 72 - P47
DOI: 10.1055/s-0030-1266555

Gibt es Stadt-Land-Differenzen in der ambulanten Versorgung von Demenzpatienten in Deutschland?

D Koller 1, M Eisele 2, H Kaduszkiewicz 2, G Schön 3, S Steinmann 4, B Wiese 4, H van den Bussche 2, F Hoffmann 1, G Glaeske 1
  • 1Universität Bremen, Bremen
  • 2UKE, Hamburg
  • 3UKE
  • 4MHH, Hannover

Hintergrund: Der Zugang zu gesundheitlicher Versorgung ist von hoher Relevanz, besonders für durch Krankheit oder Alter nur eingeschränkt mobile Personengruppen. Lange Wartezeiten, Verfügbarkeit von Versorgung, Öffnungszeiten und Anfahrtswege sind nur einige Beispiele dafür, wie der Zugang beeinflusst werden kann. Im Fokus dieser Arbeit stehen Demenzpatienten. Ziel ist es, die Inanspruchnahme ambulanter Leistungen von Patienten, die im städtischen Umfeld leben, zu vergleichen mit der von Patienten aus ländlichen Regionen. Methoden: Analysiert werden alle Versicherte der GEK, die ab 2004 zwei Jahre durchgängig versichert und mindestens 65 Jahre alt waren. Betrachtet werden die Kontakte mit Ärzten im ambulanten Sektor ein Jahr vor und nach der ersten Diagnose von Demenz. Dabei werden die Arztkontakte sowohl insgesamt als auch speziell zu Hausärzten wie auch Neurologen/Psychiatern (NP) betrachtet. Um Inanspruchnahme auf die Demenzerkrankung zurückführen zu können, wurde eine Kontrollgruppe nach Alter, Geschlecht und Anzahl an Arztkontakten gezogen. Die Stadt-Land-Einteilung erfolgte durch die Verknüpfung der Daten mit den siedlungsstrukturellen Gemeindetypen des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, die re-kategorisiert wurden. Zur Berücksichtigung der Komplexität der Inanspruchnahme wurde eine lineare Regression modelliert, um den Einfluss auf die Anzahl der Arztkontakte zu kontrollieren durch Alter, Geschlecht, Wohnumfeld, Pflegestufe und Demenzdiagnose. Dieselben Variablen wurden als Kontrollvariablen in das logistische Regressionsmodell zum Kontakt zu einem NP (ja/nein) aufgenommen. Ergebnisse: Bezüglich der Anzahl der Arztkontakte insgesamt sowie der Kontakte zu Hausärzten konnten keine Unterschiede bezüglich des städtischen oder ländlichen Umfelds der Demenzpatienten gefunden werden. Allerdings besuchen Demenzpatienten aus ruralen Gegenden signifikant seltener einen NP als Patienten, die in einer Stadt leben. Diese Ergebnisse werden durch die Regressionen gestärkt. Diskussion: Durch die künftig steigende Anzahl an Demenzpatienten und Veränderung von Familienstrukturen ist es essentiell, die Versorgung von Älteren wohnortnah zu gestalten. Nicht zuletzt wegen des regional ungleich verlaufenden Alterungsprozesses der Bevölkerung sind kleinräumige Analysen für die künftige Bedarfsplanung dringend notwendig.